wortwechsel
: Der Natur ausgeliefert? Jede Kontrolle verloren?

Dramatische Hitze und Dürre, Waldbrände, Schlammlawinen und Überflutungen weltweit. Eine Ursache: fossile Energiequellen. Bewirkt die Energiekrise nun ein echtes Umdenken?

Weihwassertanz: Erzbischof Delpini segnet vertrocknete Felder Foto: Luca Bruno/ap/dpa

„Verantwortung des globalen Nordens: Unser deutscher Egalismus“,

taz vom 28. 6. 22

Wir, Herren der Natur?

Alles stimmt, was Tino Pfaff schreibt. Und es geht ihm wie so vielen: Wie kommt man raus aus der tiefen Depression, der sich kaum jemand stellen will. Es gibt keine Strategie, die so viel Optimismus und Enthusiasmus verbreiten kann, dass auch Realisten eine Chance sehen. Seid realistisch, verlangt das Unmögliche! 500 Milliarden für solare Technologie in Afrika! Die Finanzkrisen waren so viel monetären Einsatz wert. Die Klimakrise bedroht nun alle Menschen, nicht nur die wichtigen Finanzinstitute und den Wohlstand im industrialisierten Westen, der zudem den Klimakollaps in erster Linie zu verantworten hat und auch das nachkoloniale Chaos in Afrika und anderswo. Für den Moment brauchen wir eine globale technologische Offensive, um nicht weiter fossile Stoffe zu verbrennen. Sonst ist es zu spät, um die grundsätzliche Veränderung, in der wir uns wieder als Teil und nicht Herren der Natur begreifen, noch erleben zu können.

Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim

Egoismus und Egalismus

„Während Menschen im Ukrainekrieg und an den Folgen der Klimakatastrophe sterben, bleibt Deutschland weiter in einer dekadenten Debattenkultur verhaftet“, schreibt Tino Pfaff und bringt es auf den Punkt: Egoismus und Egalismus gehören zu den menschlichen Eigenschaften, die uns in diese fast aussichtslose Lage manövriert haben. Weder die folgenschwere Naturzerstörung noch der durch unser wachstumsgetriebenes Wirtschaften ausgelöste Klimawandel haben es bislang vermocht, diese menschengemachte Entwicklung grundsätzlich infrage zu stellen. „Höher, schneller, weiter“ ist der abgedroschene Slogan für unsere Schandtaten. Und? Mehr von allem, weil wir durch Ausbeutung von Naturressourcen und Menschen dazu in der Lage waren, hat uns besoffen und abhängig gemacht, innehalten oder gar weniger war nie der Plan. Dass es einen Krieg braucht, um uns zur Besinnung zu bringen, ist die eigentliche Katastrophe. Begriffe wie Einschränkungen und Verzicht, Rationierung und Verbote – bislang Unworte im politischen Betrieb – dürfen jetzt ausgesprochen werden. Warum zum Teufel erst jetzt?

Dieter Stompe, Erfurt

Versagen vor der Flut

Am 14. und 15. Juli jährt sich die Ahrflut des Jahres 2021. Als Direktbetroffene der großen Flut erinnere ich nicht nur das Leid, das viele Menschen erlebten. Ich denke auch mit Zorn an die Ignoranz und Arroganz der Verantwortlichen und nicht zuletzt an die Inkompetenz im Vorfeld: Bereits Jahre zuvor war in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein zunächst schleichendes, dann massives Ausdünnen von natürlicher Begrünung zu beobachten: Stadtwäldchen wurden entfernt, Alleen (vor allem längs der Ahr) und in den Parks wurden ausgedünnt, gesunde Bäume im Kurpark und im Umfeld gefällt, der Versiegelung von Flächen durch Neubau-Bevorzugung Vorschub geleistet. Filz & Vetternwirtschaft. So hatte es die Flut leichter, sich auf großen Flächen auszubreiten und Menschen, Tiere, Häuser, alles, in ein normalerweise flach-träges Flüsschen zu ziehen. Sich selbst überschätzende, kurzsichtige Verantwortliche waren für die Verwüstung mitverantwortlich, die einen Ort, der traditionell Heilung-, Kur- und Erholungsuchende anzog, aufs Spiel setzten und sich danach, ohne jegliches Schuldeingeständnis, in die mit Steuergeldern getragene Frührente verabschiedeten.

Brücken kann man wieder aufbauen, neues Vertrauen aufzubauen dürfte schwerer wiegen.

Sigrid Jo Gruner, Region Ahrtal

Alle fliegen in Urlaub!

Vielen Dank an Tino Pfaff für diese deutlichen Worte! Es geht darum, die kranken und fatalen Entwicklungen unserer Wohlstandswelt wieder zu korrigieren. Die nachfolgenden Generationen werden uns sonst verfluchen.

Wir haben die Pflicht, uns zurückzunehmen. Und jetzt fliegen alle wieder in den Urlaub – als ob es die Klimakatastrophe nicht gäbe! Ich freue mich, dass es nicht genug Personal gibt. Erkundet Eure Umgebung, lasst die Flugzeuge am Boden, das ist Luxus-Mobilität, geht zur Bahn. Claudia Mucha, Wolfsburg

Diese Deutsche Bahn …

Die Star Alliance, die größte Luftverkehrsallianz, holt die Deutsche Bahn in ihr Bündnis! Bitte berichtet darüber!

Das ist genauso irrwitzig wie das Engagement der Bahn in anderen nicht bahnrelevanten Bereichen, beispielsweise die Übernahme des Busverkehrs auf Malta. Anstatt die Bahn als echte Alternative zu Auto und Flugzeug zu wandeln, verbrennt man jetzt schon wieder Geld.

Thomas Heufers, Detmold

Ist grüner Strom sicher?

„Krach in der Ampel wegen Verbrennerautos“, taz vom 24. 6. 22

Das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren, ohne zuerst die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, ist unsinnige Symbolpolitik. E-Autos ohne grünen Strom sind sogar umweltschädlicher als der älteste Diesel-Pkw. Also sollte zuerst die erforderliche Menge an grünem Strom gesichert zur Verfügung stehen, bevor E-Autos steuerlich gefördert oder gar andere Antriebe verboten werden. Und: Lkws sind auch Autos. Sollen die verboten oder mit Batterien betrieben werden? Das wäre nicht einmal dann realisierbar, wenn endlich eine leistungsfähige Güterbahn aufgebaut würde.

Peter Schroeder, Braunschweig

Krieg raubt Energie

„Heizperiode vier Wochen kürzen. Mit Energiesparen könnte Deutschland seinen Verbrauch schnell um bis zu 15 Prozent senken, sagt Immanuel Stieß. Zum Beispiel: WLAN statt mobile Daten, Supermarkt-Parkplätze nachts nicht beleuchten“, taz vom 29. 6. 22

Durch den Krieg in der Ukraine wird uns bewusst, wie abhängig wir von den fossilen Energien sind. Wir hängen stärker als je zuvor an der Nadel – wie Junkies. Unsere Drogen sind jedoch Öl, Gas und Kohle. Unsere Dealer sind neben den Saudis die Russen. Nicht nur, dass wir jetzt im Krieg durch diese Abhängigkeit sehr erpressbar sind, auch der Klimanotstand ist längst Realität. Unter diesem Druck holen die Altmeister der Umweltzerstörung bei CDU und FDP wieder die alten Instrumente heraus, die uns erst in die Abhängigkeit gebracht haben. Da kommen die Forderungen nach Bohrungen in der Nordsee oder Fracking. Den Forderungen nach einer konsequenten Politik der Energieeinsparung seitens der Grünen und der SPD erteilen die Ewiggestrigen eine Absage. Mit dem Energiesparen kann man sofort beginnen!

Conrad Fink, Freiberg a. N.

Bäume. Wasser. Dürre

„Letzte Rettung Holzofen. Zwar bietet er erst mal Versorgungssicherheit, trotzdem ist er keine gute Idee“,

taz vom 30. 6. 22

Erfreulich, dass Klaus Hennenberg vom Öko-Institut Darmstadt keine neuen Holzöfen empfiehlt. Ich möchte noch ergänzen, dass für jede BewohnerIn Deutschland 1 Kubikmeter Holz pro Jahr in Deutschland gefällt wird. Das Holz wird jetzt schon komplett verbraucht. Mehr Holz kann ohne Raubbau nicht geschlagen werden. 1 Kubikmeter Holz entspricht 250 Litern Heizöl. Deutsche verbrauchen aber cirka 3000 Liter Heizölaquivalente pro Jahr. Paul Simons, Hannover

„Glaube vs. Aufklärung in Dürrezeiten: Da hilft nur hoffen. Egal, wie: Unser Autor meint, wir sind am Arsch“,

taz vom 24. 6. 22

Schön, wenn dann noch für den Bau von Elektroautos in Brandenburg das Wasser abgegraben wird. Wir fahren in den Untergang … aber wenigstens elektrisch!

Frau Flieder auf taz.de