Russland drohen Goldsanktionen

Die G7-Staaten kündigen weitere Strafmaßnahmen an, die sich gezielt gegen militärische Produktions- und Lieferketten Moskaus richten. Man suche weiter nach Wegen, den Kreml vom Weltmarkt zu isolieren

Von Barbara Oertel

Sie war wie immer lang, die Wunschliste des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Diesmal waren die Adressaten die Staats- bzw. Regierungschefs der G7-Staaten, die auf Schloss Elmau in Bayern konferieren. Die Ukraine brauche moderne Raketenabwehrsysteme, reale Sicherheitsgarantien für die Ukraine sowie Hilfe beim Export von Getreide und beim Wiederaufbau des Landes. Zudem müssten die Sanktionen gegen Russland verstärkt werden, sagte Selenski, der beim Treffen über Video zugeschaltet war, am Montag.

Nach Angaben von EU-Diplomaten habe Selenski die Hoffnung geäußert, dass der Krieg mit Russland noch in diesem Jahr beendet werde. Allerdings sehe er derzeit keinen Raum für Verhandlungen mit Moskau. Dafür müsse er erst in einer stärkeren Position sein, zitiert die Nachrichtenagentur AP einen französischen Diplomaten.

Zuvor hatten die USA und die anderen G7-Staaten nach Angaben der US-Regierung angekündigt, weitere Strafmaßnahmen gegen Moskau zu verhängen. Diese richteten sich unter anderem gegen militärische Produktions- und Lieferketten, teilte das Weiße Haus am Montag mit. Die USA würden in Abstimmung mit den G7-Staaten Sanktionen gegen Hunderte weitere Personen und Institutionen erlassen sowie Strafzölle auf zahlreiche russische Produkte erheben.

Man werde weiter nach neuen Wegen suchen, um Russland von der Teilnahme am Weltmarkt zu isolieren. Die G7 seien entschlossen, Moskaus Einnahmen, auch aus dem Export von Gold, weiter zu verringern, heißt es in einer Erklärung vom Montag.

Zudem sicherten die G7 der Ukraine weitere Unterstützung zu. Diese werde gewährt, solange dies nötig sei. Es sei jedoch an der Regierung in Kiew, zu entscheiden, wie eine Friedenslösung aussehen könne.

Unterdessen gingen die russischen Angriffe an mehreren Fronten weiter. In der Stadt Slowjansk im Gebiet Donezk wurden Montag mehrere Wohnviertel unter Beschuss genommen. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben, zitiert das Nachrichtenportal Ukrainska Pravda den Chef der zivilen Militärverwaltung von Slowjansk. Dabei soll es nach Angaben des Chefs der Donezker Gebietsverwaltung, Pawel Kirilenko, auch Streumunition zum Einsatz gekommen sein. Am Montag wurde ein stark frequentiertes Einkaufszentrum in der Stadt Krementschuk im Osten der Ukraine bei einem russischen Raketenangriff getroffen, das berichtete Präsident Selenski. Das Präsidialamt sprach zunächst von mindestens zwei Toten und 20 Verletzten.

Auch in Lyssytschansk, der letzten noch unter ukrainischer Kontrolle verbliebenen Stadt im Gebiet Luhansk, wird die Lage immer schwieriger. Am Montag riefen die Behörden die Be­woh­ne­r*in­nen auf, die Stadt zu verlassen. Wie viele Zi­vi­lis­t*in­nen sich noch dort aufhalten, ist unklar. Vor dem russischen Einmarsch lebten hier rund 100.00 Menschen.