Unruhen in Sri Lanka: Kopflos und bankrott

Mit dem Rücktritt von Präsident Rajapaksa wird der Einfluss Chinas auf Sri Lanka weniger werden. Was das Land am nötigsten braucht, ist Stabilität.

Demonstrierende Menschen auf einem Wasserwerfer der Polizei in Sri Lanka

Protest: Sri Lanka könnte nur die Speerspitze sein Foto: Eranga Jayawardena/ap

In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern nimmt die Verschuldung derzeit zu. Mit Blick auf die aktuelle Krise in Sri Lanka fällt der Verdacht schnell mit auf China und die vermeintliche Schuldenfalle durch Knebelkredite. China ist unbestreitbar der größte bilaterale Gläubiger Sri Lankas mit wachsendem Einfluss. Allerdings machen den größten Anteil der Schulden internationale Staatsanleihen (ISB) aus dem Westen aus, gefolgt von der asiatischen Entwicklungsbank, der Weltbank, Japan und Indien.

Dass mit dem absehbaren Regierungswechsel der Einfluss Chinas auf dem Inselstaat nun zunächst einmal schwinden dürfte, ist dennoch begrüßenswert. Die scheidende sri-lankische Regierung unter der Rajapaksa-Familie galt als china­freundlich und machte von 2005 bis 2015 Geschäfte mit China, als sie bereits Präsidenten und Verteidigungsminister stellten. Der letzte Versuch von Noch-Präsident Gotabaya Rajapaksa, sich mit eingewechseltem Kabinett im Amt zu halten, dürfte nach diesem Wochenende als gescheitert gelten.

Was es nun braucht, ist Stabilität, bevor Sri Lanka weitere Kredite aus dem Westen erhalten wird, die es für den Wiederaufbau dringend braucht. In der schwersten Krise seit der Unabhängigkeit kam finanzielle Hilfe trotz der für asiatische Verhältnisse relativ geringen Einwohnerzahl von 22 Millionen nur schleppend ins Land.

Neben den südasiatischen Nachbarn Indien und Bangladesch kündigte zwar auch der einflussreiche Gläubiger China Unterstützung in Höhe von 73 Millionen für die Lieferung lebenswichtiger Güter an. Ein Kreditantrag über 2,5 Milliarden US-Dollar wurde hingegen ignoriert. Am Ende ist klar: Ein großer Teil der Unterstützung, die Sri Lanka erreicht, kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft, auch wenn das Verhältnis zwischen Sri Lanka und Indien seit Jahrzehnten angespannt ist.

Ungesunde Abhängigkeit

Der in den vergangenen Jahren zunehmende Einfluss Chinas in Südasien ist mit einer ungesunden finanziellen Abhängigkeit gekoppelt. Bei Entwicklungskrediten aus China ist deshalb Vorsicht geboten. China möchte Indien schon länger die Vormachtstellung auf dem Subkontinent ablaufen und versucht, Indien strategisch einzukreisen. Sri Lanka ist dabei nicht das einzige südasiatische Land, das mit einer kriselnden Wirtschaft und Schulden an China zu kämpfen hat.

Ebenso durchleben Nepal, die Malediven und insbesondere Pakistan wirtschaftliche Schwierigkeiten. Sri Lanka könnte nur die Speerspitze sein. Die Islamische Republik Pakistan steht bereits am Rande eines Bankrotts. Noch hofft Islamabad – ähnlich wie Colombo – auf ein mögliches Rettungspaket vom Internationalen Währungsfonds.

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Natalie Mayroth schreibt seit 2015 für die taz. Seit 2017 berichtet sie aus Indien und Südasien. Sie kam damals mit einem JournalistInnen-Stipendium nach Indien. In München absolvierte sie 2014 ihren Magister in Europäischer Ethnologie, Soziologie und Iranistik. Natalie Mayroth ist deutsch-iranischer Herkunft.

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