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Wenn man in der Bahn mit Bananenprinzip kommt

Die Bahn, 323.700 Mit­ar­bei­te­r*innen. Rekordhafte 2,6 Milliarden Reisende zählte die Deutsche Bahn AG im Jahr 2019. 2021 waren pandemie­bedingt nur rund 1,4 Milliarden im Zug unterwegs. Manchmal mit funktionierender Klima­anlage.

Im 1.-Klasse-Abteil des Zugs von Berlin nach Nordwesten sitzt außer mir nur eine weitere Person. Kein Fahrgast: ein Bahnmitarbeiter. Stets hatte er, wenn Passagiere das Abteil betraten, kurz gewartet, bis diese sich niedergelassen hatten. Dann bat er sie freundlich, ein paar Fragen zu ihrem DB-Nutzungsverhalten zu beantworten. Viele hatten dabei deutlich gemacht, dass sie lieber zu Service und Pünktlichkeit der Bahn befragt worden wären.

Dass wir nun allein in diesem Abteil sitzen, liegt daran, dass alle anderen Fahrgäste es verlassen haben, denn die Klimaanlage funktioniert hier in der 1. Klasse nicht, in der 2. Klasse aber schon.

Da ist es voll, hier ist es leer, der DB-Herr schaut sich vorsichtig nach mir um: Ich vermute, er würde sich gern unterhalten, hat aber Angst, dass ich ihn auch mit Jammerei über die Bahn überschütte. Doch das will ich gar nicht. Ich bin eine im Großen und Ganzen zufriedene Bahnkundin. Wohingegen der Mann, als wir ins Gespräch kommen, mir das Einkaufsprinzip der Deutschen Bahn, das der Grund für die ausgefallene Klimaanlage sei, so erklärt: „Wir nennen es das Bananenprinzip: Das Produkt reift beim Kunden.“ Alke Wierth