wortwechsel
: Unfähig zum Frieden – die tödliche Sackgasse

Ein pensionierter General ruft zu Mäßigung und (geo)politischer Weitsicht auf, ein ehemaliger SDS-Studentenführer würde Nato-Bodentruppen in die Ukraine schicken. Verrückte Welt?

22. Juli 2022: Ein Blindgänger, in diesem Fall eine nicht explodierte Streubombe, wartet auf Entschärfung in einem Weizenfeld in Mykolaiv, Ukraine.   Foto: Maciek Musialek/NurPhoto/imago

„Kurzsichtige deutsche Waffendebatte. Die Gefahr einer nuklearen Katastrophe muss auf Distanz gehalten werden. Es geht um ein verantwortungsbewusstes und vernünftiges Navigieren in einer Dilemmasituation“, taz vom 23. 7. 22

Siegt die Vernunft?

Endlich mal klare, abwägende Worte. Im Kern schildert der General a.D. den Unterschied von Gesinnungsethik (Baerbock, Strack-Zimmermann, Zentrum Liberale Moderne) und Verantwortungsethik (Scholz, Biden). Am Ende kommt es leider in unserer Welt auf das Ergebnis an, nicht auf die tolle Gesinnung.

Kartöffelchen auf taz.de

Ein argumentativ sehr schlüssig entwickeltes Statement. Günter Picard auf taz.de

Logisch weiter gedacht – bedeutet diese Argumentation, dass die Bombe in Putins Händen ihn nun plötzlich zum Weltdiktator gemacht hat und die Welt sich dem unterwerfen sollte? Da die meisten Menschen auf eine derartige Welt keine Lust haben, muss der Wahnsinnige im Kreml gestoppt werden. Rinaldo auf taz.de

Unbeleuchtet bleibt der Umstand, dass die Ukraine, sollte sie nach Kriegsende noch als souveräner Staat existieren, mit ziemlicher Sicherheit ein Atomwaffenprogramm auflegen wird. Den Westen dürfte das abermals in ein Dilemma bringen. Sanktionen dürften angesichts der manifesten Bedrohung durch Russland kaum zu vertreten sein, die Ukraine durch Sicherheitsgarantien zu einem Verzicht auf diesen Schritt zu bewegen, würde erneut das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen Nato und Russland bergen. Was also tun? Ingo Bernable auf taz.de

Das Leisetreten scheint unter Ex-Generälen gerade populär zu werden und „Mütze ab!“ bekommt Unterstützung aus ungewohnter Richtung bei der Förderung der militärischen Zahnlosigkeit. Da wird mystisch über Skylla und Charybdis geredet, nur von der Verantwortung für den Niedergang des Wehrwillens und des Ausverkaufs unserer Wehrfähigkeit spricht man weniger. Gegenüber der Öffentlichkeit demonstrierte man, zurückhaltend, vor allem nichts besonders Gefährliches an die Ukraine zu liefern. Gegenüber der Weltöffentlichkeit sollte man aber unbedingt unsere „Schwachbewaffnung“ als Vernichtungswaffe herausstellen, mögliche Angreifer werden sich nämlich totlachen. Klaus Joachim Heuser, Gütersloh

Können nur die USA diesen Krieg beenden? Bu-Be auf taz.de

„Russlands Angriffskrieg: Gibt der Westen auf? Warum die Nato mit eigenen Bodentruppen die völkerrechtswidrig in die Ukraine eingedrungene Armee Putins zurückschlagen muss“,

taz FUTURZWEI, 18.07.22

Wer will die Eskalation?

„Vermeiden kann der Westen diese Entwicklung nur, wenn er sich dazu durchringen würde, mit eigenen Bodentruppen an der Seite der ukrainischen Armee die Armeen Putins hinter die Grenzen Russlands zurückzutreiben.“ Dieser unglaubliche Satz ist nicht etwa in „Stars and Stripes“ zu lesen, sondern stammt aus der Feder des vom Paulus zu Saulus gewendeten einstmaligen „SDS-Liquidators“ Udo Knapp. Will er bewusst den Atomkrieg provozieren? Peter Dressler, Frankfurt

Als ich diesen Artikel gelesen habe, dachte ich im ersten Moment, dass das nur ein kleiner Albtraum war, aber leider wurde dieser Artikel wirklich so geschrieben und das von einem Politologen! Ist dieser Mensch von allen guten Geistern verlassen worden, wenn er anregt, dass die Nato-Staaten mit eigenen Bodentruppen Seite an Seite mit der Ukraine kämpfen sollen? Ja, der Krieg muss beendet werden, aber eine militärische Intervention der Nato wäre das komplett falsche Signal – bis hin zu einem 3. Weltkrieg!

René Osselmann, Magdeburg

Herr Knapp ist vollkommen außerhalb eines lösungsorientierten Gesprächs angekommen und macht euch nebenbei zu einer selbstherrlichen Nato-Postille.

Carsten Reinhold Schulz, Düsseldorf

Es gab schon 2014 Bemühungen der USA, die Proteste auf dem Maidan in Kiew zu einem Regime-Change zu verwenden. Das ging bis zum Beginn des Jahres 2022 gut, indem man die Regierung der Ukraine, Bruder- und Schwester-Volk der Russen, angestachelt hat, der russischen Regierung mit der Stationierung von auf Moskau gerichteten Atomwaffen zu drohen (Selenskij auf der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar 2022). Vorher hatte die Regierung der Ukraine Teile der Ostukraine bombardieren lassen (mehr als 13.000 Tote!). Haben Sie das auch auf dem Schirm, Herr Knapp, wenn Sie phantasieren, dass Putin der neue Hitler ist? Wenn wir unsere Welt bewahren wollen, müssen wir mit der russischen Regierung verhandeln. Da waren wir schon mal, aber die Regierung der Ukraine hat das Minsker Abkommen aus 2016 nie anerkannt? Warum? Gab es da vielleicht einen gewichtigen Spieler, der das nicht wollte? Raimond Mahr, Bebra

„Neues Denken zum Ukraine-Krieg ist gefragt!“, Anzeige der Stiftung Friedensbildung in der taz vom 23./24. 7. 22

Die halbseitige Anzeige der „Stiftung Friedensbildung“ in der taz vom Wochenende lässt mich fassungslos zurück. Wieso druckt ihr so was? In dieser unsäglichen Anzeige kommt die Ukraine als Opfer und als eigenständiges Land schlicht nicht vor. Dafür findet sich die Aussage „die USA haben den Krieg provoziert“ – ohne das auch nur in Ansätzen zu belegen. Die Cui-bono-Logik ist hier kein Ersatz. Der „Brief“ an „seine Exzellenz“ Putin zeigt schließlich das volle Ausmaß der Realitätsverweigerung, spätestens an der Stelle, an der Puntin erklärt wird, er könne die Rolle der EU als Vermittlerin stärken und den Weltfrieden befördern. Das geht an den Mann, auf den die Bombardierung von Grosny, der Einmarsch in Georgien und Moldau, die Unterstützung von Assads Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung und der Krieg gegen die Ukraine zurückgehen.

Moritz Weiten, Karlsruhe