Keine alberne Hybride

TUAREG-ROCK Tamikrest verbinden Tuareg-Melodik mit P-Funk, Mark Knopfler und Bob Marley

Früher einmal waren sie Krieger. Darauf sind sie heute noch stolz, gerade weil das Leben der Tuareg mit Kriegführung nichts mehr zu tun hat. Das bekannteste Wüstenvolk der Sahara nomadisiert längst friedlich von Oase zu Oase. Ungefähr eine Million gibt es von ihnen, von „den Leuten mit dem Schleier“, wie sie sich nennen. Die Tuareg sind Muslime; das Geschlechterverhältnis, so heißt es, wird getragen von gegenseitigem Respekt.

Hierzulande populär wurde „die“ Musik der Tuareg durch das Kollektiv Tinariwen. Fundament von dessen Erfolg war und ist die Verschmelzung von arabisch anmutender Tuareg-Melodik, afrikanischer Rhythmik und psychedelischem Bluesrock. Die junge Tuareg-Band Tamikrest haut gewissermaßen in dieselbe Kerbe. Und sie genießt seit der Veröffentlichung ihres Albums „Toumastin“ (2011), das beim Americana-Spezialisten Glitterhouse erschienen ist, ihren Erfolg im europäischen Ausland.

Ag Mossa, Bandleader und Wortführer von Tamikrest, ist ein erklärter Fan von Mark Knopflers Dire Straits und Bob Marleys, was man durchaus hört. In Verbindung mit repetitiven Melodieschleifen, psychedelischen P-Funk-Gitarrenfiguren und ritualisierten Lagerfeuergesängen entsteht jedoch keine alberne Patchwork-Hybride. Die Verschmelzung erscheint zwingend, verschiedene Welten werden zu einer. Gleichwohl geht es Tamikrest um Tuareg-Mythen und -Mythologien: Musik und Texte erzählen von traditionellen Lebensweisen. Das „Volk“ der Tuareg verliert seinen Lebensraum und zieht in die Städte. Und Tamikrest verstehen sich, nicht zuletzt, als Bewahrer der Tuareg-Kultur.  MICHAEL SAAGER

■ Do, 7. 6., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36