Strafe für Übergriffe in der Wuhlheide

URTEIL Mitarbeiter der Parkeisenbahn Wuhlheide kommt wegen sexuellen Missbrauchs in Haft

„Es tut mir leid, dass ich den Jungen Schaden zugefügt habe“

Der Verurteilte

VON CONSTANTIN SCHÖTTLE

Nach dem Missbrauchsskandal bei der Parkeisenbahn Wuhlheide muss erstmals einer der Täter ins Gefängnis. Das Landgericht verurteilte einen Mitarbeiter am Dienstag zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Der Bahnhofsleiter hatte zwei Schützlinge im Alter von zwölf und 14 Jahren zehnmal sexuell missbraucht. Der Angeklagte habe seine übergeordnete Position gegenüber den Opfern ausgenutzt, urteilte das Landgericht. Bisher wurden drei Mitarbeiter der Familienattraktion zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Der entlassene Bahnhofsleiter und sein Freund, der nicht bei der Eisenbahn beschäftigt war, entschuldigten sich. „Es tut mir leid, dass ich den Jungen Schaden zugefügt habe“, sagte der 31-jährige Zugbegleiter der Deutschen Bahn. Die Geständnisse ersparten den Jungen peinliche Aussagen, berücksichtigte Richter Uwe Nötzel strafmildernd.

Über seine Anwältin ließ der damals 12-Jährige erklären, „die Taten werden mich mein Leben lang beschäftigen“. Der Junge fühlte sich der Kindereisenbahn verpflichtet, er wollte aufsteigen und einen guten Eindruck hinterlassen, sagte Nebenklagevertreterin Sylvia Frommhold. Er habe sich nicht getraut, sich zu offenbaren. Die Einbindung in das System Parkeisenbahn machte es so gefährlich.

Die sexuellen Übergriffe passierten zwischen 2005 und 2007 auf dem Gelände der Parkeisenbahn und in Privatwohnungen. Einmal hatten der Bahnhofsleiter und der Mitangeklagte, damals Abiturient, den Zwölfjährigen gemeinsam missbraucht. „Das war eine besonders schwere Sexualtat“, urteilte Nötzel.

Erst im vergangenen Jahr wurden die Vorwürfe öffentlich bekannt. Im Herbst 2010 hatte ein Junge Anzeige erstattet. Bereits vor zehn Jahren soll ein Kind berichtet haben, er sei von einem Mitarbeiter bedrängt worden. Ernst Heumann, Geschäftsführer der Kindereisenbahn, trat Ende Mai zurück, nachdem neue Vorwürfe bekannt wurden. Mitarbeiter müssen inzwischen Führungszeugnisse vorlegen. Ein Prozess gegen zwei weitere Hobbyeisenbahner steht aus.

1956 fiel der Startschuss für die damalige Ostberliner „Pioniereisenbahn“. Kinder und Jugendliche können hier in ihrer Freizeit Lokführer oder Schaffner lernen. (dpa)