„Schreiben ist Selbsthilfe“

VHS-Lyrikkurs stellt Dialog ins Zentrum

ist pensionierte Deutsch- und Geschichtslehrerin. Sie hat selbst Lyrik- und Erzählbände veröffentlicht. Foto: privat

taz: Frau Hille, können die Teilnehmer Ihres Kurses damit rechnen, bald einen Bestseller oder einen Lyrikband zu veröffentlichen?

Ulrike Marie Hille: Nein, da würde man natürlich zu viel versprechen. Mir geht es auch nicht darum, Dichter auszubilden, sondern Menschen dazu zu bringen, ihre poetische Seite zu entdecken. Aber manche Teilnehmer haben auch schon etwas veröffentlicht.

Ist das Schreiben von Gedichten nicht eher eine Begabung, die man nicht in einem Workshop lernen kann?

Bei Schreiben kommt es zu gleichen Teilen auf Begabung und auf Handwerk an. Der Antrieb zum Schreiben ist aber immer die Motivation. Und die versuche ich in meinen Kursen zu fördern.

Wie nähern sie sich dem Thema methodisch?

Ich verfolge einen spielerischen Ansatz. Dazu verwende ich vor allem Musik und Bewegungselemente. Das soll zur Selbstfindung beitragen und das Vertrauen der Teilnehmer stärken, bevor sie mit dem Schreiben beginnen. Thematisch versuche ich mich nach den Vorlieben der Teilnehmer zu richten.

Lyrik ist doch häufig etwas recht Intimes – macht es das nicht schwierig, Texte in der Gruppe zu entwickeln?

Bei den meisten müssen zunächst Hemmungen abgebaut werden. Sie müssen den Mut finden, sich auszudrücken. Aber beim Schreiben kommt es wesentlich auf Kommunikation und Dialog an. Für den Austausch bildet der Kurs eine gute Gelegenheit.

Haben Ihre Kurse also auch Auswirkungen, die über das reine Schreiben hinausgehen?

Sicherlich hat die Auseinandersetzung mit Literatur einen heilenden Effekt. Sie fördert das Selbstbewusstsein und man findet eine Ausdrucksform für seine eigenen Schwächen. Schreiben kann dann auch zur Selbsthilfe werden.

INTERVIEW: CHRISTOPH PAGEL

Literatur-Werkstätten, Wulwesstraße 10, Kursbeginn: 19.30 Uhr