Uwe Rada blickt auf die Lage im Berlin-Tourismus
: Berlin ist
noch nicht
Amsterdam

Es liegt nicht nur am Ende der Sommerferien, dass Berlin wieder voll ist. Auch die Touris sind zurückgekehrt, und das recht zahlreich. Zwischen Januar und Ende Mai 2022 zählte die Tourismusgesellschaft Visit Berlin 3,3 Millionen Berlin-Reisende – mehr als sechs Mal so viele wie in den ersten fünf Monaten 2021.

Auch die Zahl der Übernachtungen ist im gleichen Zeitraum gestiegen, von 1,7 Millionen 2021 auf 8,4 Millionen 2022. „Die Tendenz ist positiv, wir sind da auf einem guten Weg“, sagte ein Sprecher von Visit Berlin am Dienstag.

Soll nun wieder alles so werden wie vor der Pandemie? Berlin, die Nummer drei in Europa, mit Stadtteilen, die kurz davor standen, unter Overtourismus in die Knie zu gehen? Bereits im März hatten die Stadtplaner Johannes Novy und Cristoph Sommer in der taz dafür plädiert, dass es kein „Weiter so“ geben dürfe. Nun kommt immerhin eine Neuerung: Ab Mittwoch dürfen sich interessierte Berlinerinnen und Berliner für einen „touristischen Bürger:innenbeirat“ bewerben. Im Oktober soll er starten.

„Gemeinsam mit den Berlinerinnen und Berlinern wollen wir Ideen für den Berlin-Tourismus von morgen entwickeln“, sagte Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für die SPD). „Wir wünschen uns einen Bürger:innenbeirat, der als beratendes Gremium Impulse für einen stadtverträglichen Tourismus aktiv mitentwickelt.“ Das neue Gremium, heißt es bei Visit Berlin, sei eine Initiative der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Visit Berlin und den Bezirken.

Zurück geht es aber auf eine Idee der Grünen, sagt deren tourismuspolitischer Sprecher Julian Schwarze. „Wir hatten das schon bei der Vorstellung des neuen Tourismuskonzepts 2017“, so Schwarze zur taz. „Aber nun ist es an der Zeit, die Bürger zu beteiligen.“ Zwar gebe es den Runden Tisch Tourismus bei der Regierenden Bürgermeisterin. „Da sitzt die ganze Tourismuswirtschaft“, erklärt Schwarze, „aber die Menschen, die das betrifft, sind nicht dabei.“

Diese Menschen, die es betrifft, sollen nun in den Bezirken gesucht werden. Je zwei dürfen sie dann entsenden. Und dann? Julian Schwarze sagt, dass Berlin beim Verbot von Ferienwohnungen schon weit sei im Vergleich mit anderen Städten. Weniger gut laufe es bei der Genehmigung neuer Hotels, die sich nach wie vor auf die Innenstadt konzentrieren. „Da würde ich mir etwas mehr Amsterdam wünschen“, sagt er.

Amsterdam hat 2021 eine Obergrenze von 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr eingeführt. In Berlin steht eine Obergrenze hingegen nicht zur Debatte. Noch nicht.