Widerstand gegen Neubau

AUFWERTUNG Der Versicherungskonzern Allianz will in St. Georg Büros und Eigentumswohnungen bauen. Anwohner fordern Sozialwohnungen

„Wir sind das falsche Unternehmen für öffentlich geförderten Wohnungsbau“

Allianz-Sprecher Roland Deger

Gegen die Errichtung eines Bürogebäudes und eines hochwertigen Wohnkomplexes wehren sich Anwohner in St. Georg. Das Grundstück zwischen den Adressen An der Alster 42 und Koppel 43/45 gehört gehört dem Versicherungskonzern Allianz. Auf dem Bauareal wie auch auf einem benachbarten Grundstück sollen den Plänen zufolge etwa 20 große Bäume gefällt werden.

Eine Anwohner-Initiative befürchtet, dass infolge einer Aufwertung der Wohnlage die Mieten in der Umgebung steigen. Sie fordert mit Plakaten, Informationsveranstaltungen und Flugblättern öffentlich geförderten Wohnungsbau statt weiterer Büros. „Wir sind das falsche Unternehmen für öffentlich geförderten Wohnungsbau“, sagt Roland Deger, Sprecher der Allianz. „Das passt nicht in unsere Anlagestrategie als Versicherer.“

Das Grundstück liegt in einem Gebiet, das laut Flächennutzungsplan zur Wohnnutzung vorgesehen ist. Es gibt allerdings die Möglichkeit, Ausnahmen zu genehmigen: Mittels eines sogenannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplans“ könnte das betreffende Grundstück zum „Kerngebiet“ erklärt werden. Dann wäre dort Wohnbebauung nur noch die Ausnahme – und Büro- und Gewerbenutzung erlaubt. Geschieht das, können sich umliegende Grundstücksbesitzer darauf berufen und ebenfalls Gewerbegebäude errichten. Michael Schwarz, Mitglied des Stadtteilbeirates St. Georg, befürchtet die Entstehung eines „Hotel-, Büro- und Boardinghouseviertels“.

Aufgerufen durch die Initiative, unterschrieben bisher 129 Anwohner gegen das Bauvorhaben, 75 individuelle Beschwerden gingen beim zuständigen Stadtplanungsausschuss ein. Eine stammt von dem Stadtplaner Peter Zander. Er stellt die Folgen eines Umbaus so dar: Verschattung der Nachbargrundstücke – unter anderem eines Kindergartens, Lärmbelästigung, Veränderung der Alstersilhouette, Verlust von Naherholungswert. Vor allem aber bemängelt er Fehldarstellungen und die bewusste Unterschlagung von Informationen bei der Präsentation der Baupläne.

Michael Schwarz erklärt, die Initiative habe auch Kompromissvorschläge eingebracht: hochwertige Eigentumswohnungen in der Straße An der Alster – und dafür Sozialwohnungen an der Koppel. Die Allianz signalisiert, „zu Anpassungen bereit“ zu sein. Die aktuellen Forderungen seien jedoch nicht tragbar.  SMW