Neues aus New Yorck

Bezirk und ExbewohnerInnen der Yorckstraße 59 einigen sich auf eine Zwischennutzung des Bethanien. Das Haus soll zum Treffpunkt für ehemalige Yorck59-Projekte werden

Künstler und Senat haben’s im Fall des Palasts der Republik vor einem Jahr erfolgreich vorgemacht. Nun soll sich das Konzept der „soziokulturellen Zwischennutzung“ auch auf Bezirksebene bewähren: Gestern haben sich die vor gut zwei Wochen geräumten BewohnerInnen der Yorckstraße 59 und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg darauf geeinigt, für den leer stehenden Flügel des Bethanien-Hauses einen befristeten Vertrag aufzusetzen. Ehemalige BewohnerInnen und UnterstützerInnen der Yorck59 hatten Teile des Hauses Mitte Juni besetzt.

Gekoppelt werden soll der Vertrag allerdings an vier Bedingungen. Die Yorcker müssen die Betriebskosten von rund 3 Euro pro Quadratmeter übernehmen; sie müssen sich mit den Nachbarn im Haus, darunter viele Künstler und die Musikschule, vertragen; die Verhandlungen mit dem städtischen Liegenschaftsfonds über ein Ersatzobjekt müssen weiterlaufen. Und: Sobald ein Investor den Kaufvertrag für das Bethanien abgeschlossen hat, müssen sie die Räume wieder verlassen.

In dem leer stehenden Flügel befand sich bis Jahresbeginn das Sozialamt. Seitdem ist das Bezirksamt auf der Suche nach einem Investor, der nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung die Räume nur für kulturelle Zwecke verwenden darf. Laut Bezirk ist man in konkreten Verhandlungen.

Um diesen bisher noch namenlosen Investor sorgt sich SPD-Stadtrat Lorenz Postler. Er befürchtet einen Imageschaden durch die Besetzung. Postler verweist auf eine Einschätzung des Rechtsamts, nach der es bei einer längerfristigen Nutzung durch Besetzer schwieriger wird, sie im Falle eines Verkaufs aus den Räumen zu bekommen.

Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) will wohl auch wegen eines möglichen Investors nicht von einem „Nutzungsvertrag“ für die Yorcker sprechen, sondern lediglich von einer „Duldungsvereinbarung“. Ob Nutzung oder Duldung – die frühere Yorckstraßenbewohnerin Lisa Wagner hält das für Haarspalterei. „Wir werden die Räume nutzen und das vertraglich festhalten.“ Geplant ist unter anderem, dass sich im Bethanien wieder jene Initiativen treffen, die auch in der Yorck59 heimisch waren. Auch regelmäßige Kneipenabende und das „Kiezpalaver“ soll es wieder geben.

In einem Punkt scheinen sich der Bezirk und die Besetzer inzwischen aber einig zu sein: Das Bethanien bleibt Zwischenstation. „Die Duldung ist auf keinen Fall unendlich“, betonte Reinauer gestern erneut. Auch Lisa Wagner schließt eine dauerhafte Besetzung aus. „Wir werden die drei angebotenen Ersatzobjekte des Liegenschaftsfonds nun ernsthaft prüfen.“

Felix Lee, Frauke Adesiyan