Coscos Anteile am Duisburger Hafen: Chinas leiser Abschied aus dem Pott

Seit Juni investiert der chinesische Staatskonzern Cosco, der sich gerade in Hamburg beteiligt, nicht mehr in Europas größten Binnenhafen. Warum?

Luftbild Hafen

Duisburg Hafen mit Kohleninsel, geplanter Bau Gateway-Terminal Foto: Hans Blossey/imago

BOCHUM taz | Während sich die Bundesregierung nur mühsam auf einen Kompromiss zum Einstieg Chinas beim Hamburger Hafenterminal Tollerort einigen konnte, ist die chinesische Staatsreederei Cosco im größten Binnenhafen Europas in Duisburg offenbar schon vor Monaten leise, still und heimlich ausgestiegen. Wie die Rheinische Post unter Berufung auf das Handelsregister berichtet, taucht Cosco dort beim Tochterunternehmen „Duisburg Gateway Terminal“ nicht mehr auf.

Das Projekt steht für den Umbau der ehemaligen Kohleninsel des Duisburger Hafens zum größten Containerterminal im europäischen Hinterland, der einen dreistelligen Millionenbetrag kosten dürfte. Duisburg versteht sich seit fast einem Jahrzehnt als ein Endpunkt der von Chinas Staatsführung forcierten, über Zugverkehr laufenden „Neuen Seidenstraße“ – 2014 war sogar Staats- und Parteichef Xi Jinping zu Besuch am Rhein.

Dennoch haben die Chinesen ihren 30-prozentigen Gateway-Anteil schon Ende Juni abgestoßen. Gehalten wird der jetzt von der Duisburger Hafen AG, die wiederum zu zwei Dritteln dem Land Nordrhein-Westfalen und zu einem Drittel der Stadt Duisburg gehört. Es bestehe „keine gesellschaftsrechtliche Beteiligung der Cosco Shipping an der Investitions- und Betreibergesellschaft des im Bau befindlichen Duisburg Gateway Terminal (DGT) mehr“, bestätigt die Hafen AG.

Unklar bleiben dagegen die Gründe für den Cosco-Ausstieg. Darüber sei „Stillschweigen vereinbart“ worden, sagt ein Hafensprecher. Aus dem vom Grünen Oliver Krischer geleiteten NRW-Verkehrsministerium heißt es nur: „Wir kennen den Vorgang und nehmen ihn zur Kenntnis.“ Und Cosco selbst ist für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Wer war es?

Als unwahrscheinlich gilt, dass die chinesische Beteiligung auf Druck der schwarz-grünen Landesregierung von CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst beendet wurde. In NRW ist erst im Mai neu gewählt worden. Im Juni steckte Wüst deshalb mitten in Koalitionsverhandlungen, sein Kabinett war deshalb kaum handlungsfähig. Die Grünen begrüßen den Ausstieg Chinas dennoch ganz ausdrücklich: „Es spricht wenig dafür, dass sich staatsnahe Unternehmen autoritärer Regime an Infrastruktur beteiligen dürfen“, sagte der Berichterstatter für maritime Wirtschaft der grünen Bundestagsfraktion, der aus Duisburg stammende Felix Banaszak, der taz: „Es ist richtig, dass Cosco in Duisburg nicht mehr dabei ist.“

Unsicher ist, ob sich China in Duisburg verabschiedet hat, um in Hamburg freie Bahn zu haben – oder ob Cosco die Risiken des Zugverkehrs durch Russland, der von EU-Sanktionen noch ausgenommen ist, schlicht zu groß geworden sind. Auch könnte der von den Lockdowns in China selbst gebeutelten Staatsreederei schlicht das Geld ausgegangen und Cosco damit unzuverlässig geworden sein.

Die Duisburger Hafen AG betont ihre Unabhängigkeit. „Nur 3 bis 4 Prozent unseres Güterumschlags kommen über die Schiene aus China“, sagte ein Hafensprecher der taz. Selbst in Spitzenzeiten seien maximal 60 Züge mit 80 Containern pro Woche angekommen – also 4.800 Container. Ein einziges großes Hochsee-Frachtschiff fasse dagegen „bis zu 24.000“. Mit der Bedeutung Hamburgs ist das nicht ansatzweise vergleichbar.

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