kurzkritik
: Performance in der Höge

„traum war nur eine andere gegend der realität, ihre fortsetzung mit milchigen mitteln.“ „wetter.zettel“ wie diesen kombiniert die 1960 in Kiel geborene Autorin Katharina Höcker im Rahmen der abgelegene Kunstorte in Niedersachsen durchmessenden Reihe „Texte & Töne“ mit Kirsten Reeses fünfteiliger Komposition „dulationen“. Field-Recordings im wahrsten Sinne des Wortes: O-Töne von Wiese bis Windrad werden im Computer bearbeitet und mit modifizierten Flötenminiaturen gemixt.

In der zweiten Performance „kein name, kein datum“ klammert der Filter als gemeinsames Prinzip das Nebeneinander von Autorin und Musikerin zuhörends sinnfälliger. Bassflötensequenzen wie stimmliche Artikulation basieren auf Atmung. Hier die Sequenzierung und Transformation von Sounds am Laptop, dort die Überschneidung von Textfragmenten auf verschiedenen Spuren. Erst danach verhaken sich die gefilterten Klänge ineinander. Wie Höckers Notate mal von der zweiten oder dritten eigenen Stimme, dann wieder von röchelnd-augenblicklichen oder auf Klangfläche getrimmten Ex-Flötentönen überschrieben werden, ist ein überzeugendes Beispiel für das kurzzeitige Zusammengehen von Literatur und Musik. Tim Schomacker