wortwechsel
: Klima im Mittelpunkt? Was kostet die Welt?

COP27: Es geht um Geld, sehr viel Geld. Ausgleichszahlungen für Klimaschäden. Kosten des „ökologischen Rucksacks“ der fossilen Energien – und der Energiewende. Wer zahlt?

„Keine Klimagerechtigkeit ohne Menschenrechte!“ Demonstra­tion, UN-Weltklimakonferenz. 60.000 politische Gefangene warten in Ägypten auf Gerechtigkeit   Foto: Olivia Zhang/ap

Der Regenwald …

„12 Nullen fürs Klima: Um die Folgen der Klimakrise abzufedern, müssen jährlich Billionen umverteilt werden. So stellt es ein auf der Klimakonferenz veröffentlichter Bericht fest“, taz vom 9. 11. 22

Bundeskanzler Olaf Scholz hat auf der UN-Klimakonferenz COP27 in Scharm al-Scheich zwei Milliarden Euro insbesondere zur Rettung des Amazonas-Regenwaldes in Brasilien – der grünen Lunge unserer Erde – zugesagt. Zur Erinnerung: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Amtszeit bereits zweimal Brasilien Milliarden Euro für die Aufforstung des brasilianischen Regenwaldes gespendet. Und was ist passiert? Brasilien hat den Amazonas-Regenwald systematisch weiter abgeholzt und sogar abgefackelt. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 wurden 9.494 Quadratkilometer Regenwald vernichtet. Mein Tipp: die zwei Milliarden Euro den Tafeln in Deutschland spenden. Roland Klose, Bad Fredeburg

„Ort für Atomendlager steht nicht vor 2046“, taz vom 14. 11. 22

Atommüll: ewige Kosten

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat seit 2016 einen Mitarbeiterstab von 2.000 Personen aufgebaut, um ein Endlager zu suchen. Wofür die Schweiz 34 Jahre brauchte, sollte in Deutschland 13 Jahre dauern. Nun werden 30, vielleicht auch 52 Jahre veranschlagt. Kostenpunkt: Personalkosten nicht unter 200 Millionen Euro pro Jahr. Alles zusammen: Milliarden. Allein für die Organisation der Abfallsicherung von 60 Jahren Atomstrom. Die damit bekannten Kosten könnten dem Strompreis zugerechnet werden.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Antinukleare Grüße!

Sehr geehrte Redaktion, die sollen den Dreck da lassen, wo er ist. Erstens sind Atomtransporte gefährlich, zweitens sind die AKW-Standorte eh schon kontaminiert, drittens besteht dort aus verschiedenen Gründen eher eine Akzeptanz für diese Schweinerei als woanders und viertens gibt es dort Leute, die mit radioaktiven Substanzen umgehen können und die so nach Stilllegung „ihrer“ AKW weiterhin einen Job haben werden. Mit antinuklearen Grüßen! Ernst Soldan, Norderstedt

Giftige Protzerei

„Ungleichheit bei CO2-Emissionen: Die Millionen-Tonnen-Menschen“,

taz vom 12. 11. 22

In meinem Urlaub an der französischen Küste hatte ich das Glück, wunderschöne Segelboote bewundern zu können. Leider aber auch die Hässlichkeit, Übergröße, monströse Dekadenz der Motorjachten der Superreichen. Was so eine Füllung für eine Motorjacht wohl kosten wird? Unsere kleinen alltäglichen Bemühungen erschienen mir so lächerlich, angesichts dieser Verschwendung, fast wie Hohn. Auf dem Festland bemerken die Menschen fast gar nichts von diesem Geprahle, wer die längste, größte, teuerste Jacht hat. Dennoch: take ist easy. Wo bleibt das Positive im Leben? Wir sind die Guten, die Besseren – oder etwa nicht? Immerhin werden wir Sparer, wir Vernünftigen, Versteher und aufgeklärten Bürger die Welt retten. Nicht die Verschwender, Gierigen, Geizigen und Ausbeuter. Ha!

Claudia Großklaus, Hattingen

Ökologische Strafen

„Weltrettung aufgeschoben“,

taz vom 7. 11. 22

In einer Gesellschaft, deren Entwicklung zu immer mehr Detailverliebtheit geht, ist die Erwartung an eine Gesamtlösung des Klimaproblems falsch gestellt. Zu viele Einzelinteressen stehen vor dem klaren Blick auf die Notwendigkeit, ungewohnte Wege zu gehen. Einsicht und Verständnis für vielleicht auch undemokratische Lösungen sind in der westlichen Gesellschaft nicht vorgesehen. Eine energiesparende Lösung wäre beispielsweise die, den Bürger wieder zurück in die Verantwortung zu nehmen. Wir sollten den Bürgern der Europäischen Union einen CO2-Betrag auf ihre Ausweispapiere buchen, den sie beliebig verbrauchen können – und wenn er verbraucht ist, kann nichts mehr genutzt werden, was CO2-trächtig ist, wie Reisen, Geräte kaufen oder Benzin tanken. Radikal, aber sinnvoll und vor allem gerecht. Bettina Greb-Kohlstedt

Ökologischer Rucksack

„debatte: Scheitern? Muss nicht sein“,

taz vom 11. 11. 22

Lieber Malte Kreuzfeldt, nein, scheitern muss nicht sein – wenn, wie Ulrike Herrmann überzeugend darlegt, der Wachstumswahn schnellstens gestoppt wird. Sie aber machen nur die halbe Rechnung auf: E-Autos, Windräder, Wärmepumpen benötigen, wie alle elektrischen und elektronischen Artefakte, große Mengen von Rohstoffen zum Bau und nicht nur zum Betrieb. Der Begriff heißt: „Ökologischer Rucksack“. Solarstrom braucht für die Wandlung der Sonnenenergie in die technisch verwertbare Energieform „Strom“ Großtechnologien, die großen stofflichen und energetischen Aufwand erfordern, bevor sie eine einzige Kilowattstunde Strom abgeben. Die Rohstoffe werden nach wie vor unter Großeinsatz fossiler „Endenergie“ (meistens Diesel) aus der Erde gekratzt, zum Preis der Zerstörung von Naturraum und Lebensräumen für Menschen und Tiere. Zudem braucht die Entsorgung der alten fossil angetriebenen Technik viel Energie, ebenso die Sanierung von Wohnhäusern, gar der Neubau von Null-Energie-Häusern. Ihre Rechnung ist also eine Ökonomen-Rechnung. Es herrscht die Ideologie, Mangel an Stoffen, Energie und zu viele Emissionen seien durch Geld, Investitionen in Technik-Artefakte zu beheben. In den Köpfen der meisten Menschen und Entscheidungs­träger scheint der Kapitalismus und damit der Wachstumswahn die „Realität ohne Alternative“ zu sein. Wolfgang Neef, Berlin