Osnabrück im Glück

KURVE GEKRIEGT Fußball-Drittligist VfL Osnabrück lässt sich von Heidenheim vorführen – und gewinnt doch

Immerhin wusste der VfL mit Einsatzwillen auszugleichen, was er an spielerischer Form vermissen ließ

Es war ein Punkt, nach dem sich alle gesehnt hatten. Und doch: An diesem Samstag, beim Spiel gegen den Liga-Neuling 1. FC Heidenheim, füllten sich beim Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück die Ränge nicht wie gewohnt. Selbst auf der preisermäßigten Kindertribüne hätte noch die eine oder andere Großfamilie Platz gefunden. Und die 9.400 Zuschauer, die schlussendlich den Weg ins Stadion gewagt hatten, standen nach knapp zwanzig Minuten völlig unter Schock.

Zwar präsentierte sich das Mittelfeld souverän und spielerisch überlegen. Leider konnten Abwehr und Torhüter Tino Berbig nicht mit ähnlicher Qualität aufwarten. Die Quittung kam prompt. Der Heidenheimer Andreas Spann kurvte nahezu unbehelligt durch den VfL-Strafraum und hatte keine Mühe den Ball gut platziert zur Gästeführung im Netz unterzubringen (14.). Keine vier Minuten später verschätzte sich Berbig bei einem eigentlich harmlosen Freistoß von Christian Essig – es stand 0 : 2.

Konnte der VfL in der vergangenen Saison noch mit einigen Überraschungssiegen auf sich aufmerksam machen, versinkt er nun immer mehr in der Bedeutungslosigkeit. Der Wiederaufstieg rückt in weite Ferne und schließlich muss man sich allmählich auf einen längeren Verbleib der Mannschaft in der dritten Liga einstellen. Zu sehr ließen sich die Lila-Weißen vom Aufsteiger aus dem Badischen vorführen. Heidenheims Spielmacher Ünal Demirkiran konnte phasenweise nach Lust und Laune schalten und walten.

Zur Halbzeitpause erklang für die Gastgeber ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen. Doch wie schon drei Wochen zuvor gegen Ingolstadt bewies die Mannschaft immerhin, dass sie mit Einsatzwillen auszugleichen weiß, was sie an spielerischer Form vermissen lässt: Nachdem Neuzugang Henrich Benčík im Stolpern den Ball aus 20 Metern zum Anschlusstreffer (57.) über die Linie bekam, war der Bann gebrochen. Neun Minuten vor Schluss staubte Dennis Schmidt zum Ausgleich ab.

In der Nachspielzeit prallte dann der Ball vom Hinterkopf des Heidenheimers Florian Krebs ins eigene Netz und der VfL konnte einen „glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg“ bejubeln, so Trainer Karsten Baumann. „Dass die Mannschaft wieder ein Spiel umgebogen hat, zeigt, dass sie Moral hat“, wusste er nach dem Abpfiff dem recht schwachen Auftritt seines Teams doch noch Positives abzugewinnen. HEIKO OSTENDORF