berliner szenen
: Nein, das sag ich dir nicht

Keinen Pfifferling wert.“ Das grummelte mein Vater abfällig, wenn er jemanden geringschätzte. Kürzlich kam mir dieser miese Spruch wieder hoch. Er traf ein paar verschwiegene Leute aus meinem Umfeld, die ihre special locations partout nicht teilen möchten. Im Frühling begann es mit einer alten Freundin. Sie schwärmte von einer Pension am Ufer ihres geliebten Schwielowsees, wohin sie sich de temps en temps zum Lesen zurückzog. Für 48 Euro inklusive Frühstück checkte sie in die „geheime“ Villa zur Naherholung ein – mit Seeblick ein unschlagbares Angebot. „Wie heißt denn die Pension?“, frage ich. Und sie: „Das verrate ich dir nicht.“ Das Haus habe kaum Kapazitäten und sei schnell ausgebucht. „Nachher belegst du noch mein schönes Balkonzimmer.“ Worte einer Freundin …

Kaum war der Sommer ausgebrochen, prahlte ein Bekannter aus Friedrichshain: „Ich wohne jetzt bei Wandlitz am geilsten See ever! Im ganzen Umland von Berlin gibt es keinen schöneren See! Das Wasser so klar, die Ufer so einsam, der See ist einfach so was von mega!“ Ich sage: „Ist das so. Und wie heißt dein Supersee?“ Antwort: „Sage ich nicht. Ich will nicht, dass mein See auch noch überlaufen wird.“

Im Herbst, zu Beginn der Pilzsaison, fragte ich drei, die sich auskennen, nach ihren Fundorten, doch die verstummten wie sizilianische Mafiosi. Omertà. So heißt die Schweigepflicht gegenüber Außenstehenden und ist Teil des Ehrenkodex krimineller Organisationen. Als Sonntagspilzesucher bin ich auf Expertisen fachkundiger Freunde angewiesen. So war mir nicht ein einziger Steinpilz vergönnt – außer Moos nix los. Mal sehen, was der Winter noch so bietet. Am verschneiten Horizont vielleicht die Ansage eines Eisfreundes: „Nee. Meine Rodelbahn geb ich nicht preis.“ Guido Schirmeyer