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Nimmt Gewalt in Partnerschaften ab?

Am 24. November titelte tagesschau.de: „Weniger Gewalt in der Partnerschaft“. Und auch die Deutsche Presse-Agentur dpa schrieb über ihre Meldung: „Gewalt in Partnerschaft geht 2021 leicht zurück“.

Richtig ist:

Laut Statistik wurden im Jahr 2021 in Deutschland jeden Tag durchschnittlich knapp 400 Menschen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Insgesamt erfasste das Bundeskriminalamt im vergangenen Jahr exakt 143.016 Fälle, in denen ein Partner oder Ex-Partner Gewalt ausübte oder es versuchte. Diese Zahlen hat das Bundeskriminalamt gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Frauenministerin Lisa Paus (Grüne) gerade vorgestellt. Wie in den Jahren zuvor waren meistens Frauen die Opfer. 113 Frauen und 14 Männer wurden im vergangenen Jahr Opfer von Partnerschaftsgewalt mit tödlichem Ausgang. Zumindest auf den ersten Blick ist richtig: Im Vergleich zum Jahr 2020 ging die Zahl der erfassten Opfer insgesamt um knapp 3 Prozent zurück. Das heißt aber nicht, dass die Gewalt in Partnerschaften wirklich abgenommen hat. Alles, was man weiß, ist: Es wurden nur etwas weniger Fälle angezeigt. Da die Dunkelziffer in diesem Bereich immens hoch ist, kann niemand sagen, ob die Gewalt unter Paaren tatsächlich weniger wurde. Dagegen spricht, dass der Trend vorher eigentlich in die umgekehrte Richtung wies: In den Jahren vor 2021 hatte die Zahl der Opfer stetig zugenommen, wie Frauenministerin Lisa Paus erklärte, sie stieg in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um 3,4 Prozent. Im ersten Coronajahr 2020 waren die Zahlen dann besonders hoch. Im Text von tagesschau.de wurden die Zusammenhänge auch korrekt wiedergegeben. Die Überschrift wurde mittlerweile korrigiert, war sie zunächst doch stark verkürzt – und damit falsch, ebenso wie bei der dpa. Für eine pauschale Entwarnung gibt es leider keinen Grund.

Antje Lang-Lendorff