EZB schaltet Gang zurück

Die Europäische Zentralbank kämpft weiter gegen historisch hohe Inflation: vierte Anhebung des Leitzinses in Folge aber nicht mehr so stark wie zuvor

Die Euro-Währungshüter erhöhen im Kampf gegen die hohe Inflation zum vierten Mal in Folge die Zinsen und treten bei Anleihenkäufen auf die Bremse. Der Rat der Europäischen Zen­tral­bank (EZB) beschloss am Donnerstag eine Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte und stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Damit steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 2,50 Prozent. Angesichts wachsender Sorgen um die Konjunktur fällt die Anhebung allerdings etwas geringer aus als die beiden vorangegangenen Zinsschritte.

Zugleich will die Notenbank den Umfang der in den vergangenen Jahren von den Euro-Notenbanken aufgekauften, milliardenschweren Anleihenbestände verringern. Von März 2023 sollen Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Milliarden Euro verringert werden. Den Erwerb frischer Wertpapiere hatte die EZB bereits zum Juli eingestellt. Insgesamt steckte die Notenbank im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende November des laufenden Jahres mehr als 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Mit der nun beschlossenen Ein­dämmung der Geldflut sendet die EZB ein weiteres Signal in Richtung Inflationsbekämpfung.

Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2 Prozent an. Erst 2025 könne dieses Ziel wieder erreicht werden, schätzt die EZB. Im November lag die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht.

Nach längerem Zögern hatte die EZB im Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen wieder angehoben, Monate nach der US-Notenbank Fed. In den USA hatten die Währungshüter ihren Leitzins am Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete so einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der US-Leitzins liegt nun in eine Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. (dpa,rtr)