kabinenpredigt
: Kiontke am Ball

Saisonabschluss: Hertha BSC ist schon durch, ohne abgestiegen zu sein, fährt zu Lok Leipzig und gewinnt 15:1. Glückwunsch an die taz-Kolumnistin Sarah Schmidt!

Für meinen Verein SV Treptow 46 kommt das Glück später: Per Handyanruf, zugeschaltet in die 85. Minute des Spiels der ersten Opa-Mannschaft, die gerade 7:4 führt und damit den Klassenerhalt sichert: „Die Zweite gewinnt 14:0 – Aufstieg geschafft! Erste Herrenmannschaft: 1:0, Spielabbruch wegen Schlägerei!“

Klingt doch gar nicht so übel – alles in allem eine gute Vereinsbilanz. Jetzt den ganzen Sommer mit Freundschaftsspielen fit halten und im Herbst die Bezirksliga aufrollen. Kleiner Wermutstropfen: Unser schöner Rasenplatz im Plänterwald sieht aus wie das Spielfeld des neuen Bayern-Stadions, wenn ein Bombe eingeschlagen hätte: Das Fell ist räudig, der Maulwurf hat neue Hügel gebaut – während des letzten Spiels! Die Vereinsführung will ihm raten, sich einen neuen Club zu suchen. Schließlich ist der so ablösefrei wie Fredi Bobic, aber sehr viel effektiver.

Apropos Platz: Wo man gerade den Rasen renoviert, könnte man auch gleich die Flutlichtmasten umtopfen. Sechs Stück davon stehen um einen 20 Meter langen Aschenplatz. Der große Rasenplatz hat seltsamerweise keine Beleuchtung. Spieler Schwadorf: „Da nimmst du dir einen Kran und ziehst die aus der Erde.“ Spieler Peter, schon länger Treptower: „Vergiss es. Da müssen alle Kabel neu verlegt werden. Außerdem stehen die Masten da schon so lange, die haben bestimmt Wurzeln geschlagen.“

Es gibt verschiedene Mutmaßungen, warum das Schlammloch Beleuchtung hat und der Maulwurfsacker nicht. Fußballunkundige Bauarbeiter hätten sie dort eingesetzt. Eine andere geht von planwirtschaftlichem Missmanagement zu DDR-Zeiten aus. Ist auch egal, der Maulwurf braucht kein Licht. Und wenn ich an das Spiel mit den drei Eigentoren unseres Abwehrchefs Speedy Stehle (in fünf Minuten!) denke: Der Maulwurf ist beileibe nicht der einzige Blinde im Verein! JÜRGEN KIONTKE