Noch einmal 15 werden

Wenn jemand 15 wird gibt‘s meistens Stress. Die Eltern schließen den Alkohol weg, die Nachbarn rufen die Polizei und danach gibt es viele neue Freundschaften

Ein 15-jähriges Jubiläum beim Fanladen St. Pauli hat genau diesen Charme. Den eines Teenie-Geburtstags. Gut 150 Freundinnen und Freunde lud der „Laden“ am Freitagabend zur Party ins Clubhaus von – ähem – Mama oder Papa FC St. Pauli ein. Der schicke Stehempfangs-Anzug saß nicht allen so richtig. Die meisten hatten ein Fußball-Hemd an oder kamen gleich im T- Shirt.

Wie ein 15-jähriges verzogenes Balg musste die Gesellschaft zuweilen ermahnt werden, artig den Festrednern zuzuhören: Kurt Rohde vom Trägerverein Jugend und Sport e. V. war da, und Dr. Wolfgang Hammer, der die Sache des Ladens in der Sozialbehörde vertritt. Außerdem der erste hauptamtliche Fanladen- Mitarbeiter, mittlerweile Organisationsleiter beim FC, Sven Brux. Ex-Profi und Vorstandsmitglied Holger Stanislawski, Wilko Zicht vom Bündnis Aktiver Fußballfans und Gregor Gysi (PDS) standen nacheinander unter dem großen braunen Fanladen-Stern an der Clubhaus-Wand, hinter einem Mikro. Gysi sagte den 15-jährigen: „Sie engagieren sich aus purem Engagement.“ Und: „St. Pauli ist ein Beispiel von gelebter Solidarität. Hier bleiben auch in der dritten Liga nicht die Zuschauer weg.“ Die Botschaft blieb hängen, bei allen Reden: Dieser Fanladen spielt in einer anderen Klasse, als es dem ersten Herren-Team der Fußball-Abteilung im Moment gelingt.

Wenigstens die Geburtstags-Geschenke waren einem 15ten angemessen und erstklassig. Der Verein lässt eine komplette Bande im Stadion für den Laden springen. Am Ende stand auf der Bühne ein übervoller Gabentisch. Es fehlte nur ein Kuchen und Kerzen zum Auspusten.

Was der Laden sich dabei wünschen würde? Weitere 15 Jahre? Immer ein Teenager zu bleiben? Die meisten Fans jedenfalls, also die, die sich „aus purem Engagement“ einbringen, die sind gerne einfach noch einmal 15 geworden. MARKUS FLOHR