Aktivistendaten im Netz

Sensible Informationen von Mit­strei­te­r:in­nen der Gruppe Letzte Generation standen offenbar über Monate ungeschützt im Internet, so ein Bericht

Persönliche Daten von Ak­ti­vis­t:in­nen und Personen im Umfeld der Klimaschutzbewegung Letzte Generation sollen einem Zeitungsbericht zufolge zeitweise im Internet abrufbar gewesen sein. Laut dem Bericht der Welt am Sonntag fanden sich in mehreren Excel-Listen persönliche Daten von mehr als 2.200 Menschen, die mit der Bewegung in Kontakt standen.

Die Listen seien über einen Cloud-Dienst „für jedermann zugänglich“ gewesen, hieß es in der Veröffentlichung. Unter den Daten waren demnach Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Wohnorte, Angaben zu belegten Seminaren und Trainings der Letzten Generation, Auskünfte über die Bereitschaft, im Zuge des Protests ins Gefängnis zu gehen, sowie teilweise Details zur Lebenssituation und Ausschnitte aus persönlichen Mails.

Die Datenschutz-Grundverordnung, die seit 2018 gilt, schützt derartige Daten eigentlich besonders. So stellt Artikel 9 höhere Anforderungen an das Speichern und Nutzen mehrerer Arten persönlicher Daten – unter anderem solcher, aus denen „politische Meinungen“ hervorgehen. Einer der Wege, der eine Verarbeitung ermöglicht, setzt eine „ausdrückliche“ Einwilligung der Betroffenen voraus.

Die Letzte Generation räumte die Existenz der Daten auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur ein. „Es handelt sich um Daten aus dem Sommer und Herbst“, sagte Sprecherin Carla Hinrichs am Samstag. „Die Daten waren über einen nicht öffentlichen Link zugänglich. Nur Menschen in internen Chatgruppen konnten auf ihn zugreifen.“ Nach einer Anfrage der Zeitung habe die Gruppe den Zugang zu den Daten für Unbefugte eingeschränkt, hieß es weiter. Die Daten habe die Letzte Generation offenbar im Zuge von Rekrutierungsversuchen gespeichert, etwa von Menschen, die an Vorträgen der Gruppe teilgenommen hätten.

Die Letzte Generation versuche als möglichst „offene Bewegung“ Menschen die Möglichkeit zu geben, sich dem Widerstand anzuschließen“. Seit Beginn sei man eine schnell wachsende Gruppe. Wenn Journalistinnen und Journalisten „sich als Menschen ausgeben, die sich bei uns engagieren wollen, ist es für sie möglich, sich Zugang zu internen Chatgruppen zu verschaffen“, sagte die Sprecherin. (dpa afp, taz)

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