lei­bes­übun­g*in­nen
: Die ödeste Liga
des Landes

Die Wolfsburger Frauen gewinnen nach Belieben, das Geschäft ist so organisiert, dass das so bleiben wird

Der Ball rollt also wieder in der Fußballbundesliga der Frauen. Und er rollt dahin, wohin er meistens rollt in dieser Spielklasse: in das Tor der Teams, die gerade gegen den VfL Wolfsburg spielen. Viermal war das an diesem elften Spieltag der Fall. Mit 4:0 also hat der VfL Wolfsburg gegen den SC Freiburg gewonnen. Die SC-Frauen haben Wolfsburg als Tabellenvierte empfangen, womit sie eigentlich gar nicht so weit entfernt sind von den Spitzenreiterinnen. Eigentlich. In Wahrheit können sie nicht mithalten, sind selber froh, wenn es eine Halbzeit lang ganz gut läuft, und wahrscheinlich glücklich darüber, dass die Partie nur mit vier Toren Unterschied verloren wurde, stand es doch schon nach acht Miunten 2:0 für Wolfsburg.

In den elf Spielen der nun abgeschlossenen Hinrunde hat Wolfsburg jedes Mal gewonnen, damit 33 Punkte gesammelt, dabei 39 Tore geschossen und nur fünf Treffer kassiert. Wer sich von der Männerbundesliga abgewendet hat, um der Ödnis durch die Dauerdominanz des FC Bayern München zu entfliehen, der muss nun feststellen, dass die ödeste Liga des Landes die Frauenfußballbundesliga ist. Gut, da ist noch der FC Bayern München, der bisweilen mithalten kann. Aber auch die Münchnerinnen haben es nur zweimal in den vergangenen neun Jahren geschafft, den VfL im Titelrennen hinter sich zu lassen.

Im besten Fall kommt es also zu einem Zweikampf zwischen den Teams, die es dann immer auch in die Champions League schaffen. Und weil es immer diese zwei Klubs sind, die die immer höher werdenden Prämien in der Königsklasse der Frauen einstreichen, wird der Abstand zum Rest der Liga immer größer. Im Vergleich zu den Männern mag die Summe von 400.000 Euro, die ein Klub für die Teilnahme an der Champions League erhält, niedlich klingen, für die Bundesliga ist es ein Haufen Asche. Ein Klub wie die SGS Essen, der stabil in der Mitte der Tabelle steht, könnte damit schon seine halbe Mannschaft finanzieren.

Bei den Männern kann man sich als Fan des 1. FC Köln eigentlich sicher sein, dass der geliebte Klub nie mehr deutscher Meister wird. Bei den Frauen ist auch klar, dass eine SGS Essen nie Meister werden wird. Nach der EM-Saison, die dem Spiel der Frauen so großes Interesse beschert hat, müssen diejenigen, die sich beginnen für Frauenfußball zu interessieren, feststellen, dass es bei den Frauen, was die sportliche Chancengleichheit angeht, auch nicht anders zugeht als bei den Männern.

Andreas Rüttenauer