Kasse machen bei Eon

Investmentsfonds fordern offenbar Auszahlung einer milliardenschweren Sonderdividende, Konzern winkt ab

BERLIN taz ■ Heuschreckenalarm bei Eon? Investmentsfonds und andere institutionelle Anleger wie Versicherungen fordern Geld von dem Energiekonzern, berichteten gestern Handelsblatt und Financial Times Deutschland (FTD). Eon hatte Ende 2004 durch den Verkauf von Tankstellen, Immobilien und anderen Beteiligungen eine prall gefüllte Kasse mit 5 Milliarden Euro an Nettobarmittel. Aus dem Verkauf von Ruhrgas Industries kommen jetzt nochmal 600 Millionen Euro hinzu. Das weckt Begehrlichkeiten.

Eine Umfrage der ABN-Amro Bank bei den institutionellen Investoren habe nämlich ergeben, dass 85 Prozent von ihnen eine Sonderzahlung wollen. Der Konzern selbst lehnt dies bis auf einen kleineren Betrag aus dem Verkauf des Chemieunternehmens Degussa ab. Stattdessen will Eon weiter in das Strom- und Gasgeschäft investieren und soll sich auch für den österreichischen Mobilfunkbetreiber Telering interessieren.

Die Vorgänge erinnern an den Streit bei der Deutschen Börse AG zu Beginn dieses Frühjahrs. Dort hatten Fonds aus den USA und Großbritannien mit der Unternehmensführung um eine Sonderdividende gestritten und sich durchgesetzt. Vorstandschef Werner Seifert, der das Geld für die Übernahme der Londoner Börse eingeplant hatte, nahm den Hut, Aufsichtsratsvorsitzender Rolf Breuer wird ihm folgen.

„Institutionelle Anleger rühren sich derzeit stärker, als sie es früher getan haben“, sagt Reinhild Keitel, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger der taz. Dennoch, mit einer Attacke von „Heuschrecken“-Investoren, die auf kurzfristige Gewinne aus sind, habe dieser Fall nichts zu tun. „Eon ist ein Cash-Flow starkes Unternehmen, die schwimmen im Geld. Die Frage ist berechtigt, ob sie einen Teil an die Aktionäre weiterreichen sollen.“ Davon würden auch Privatanleger profitieren.

Thomas Hechtfischer, der für Eon zuständige Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, sieht nun das Management am Zuge. „Wer das Geld nicht ausschütten will, muss nachweisen, dass es im Unternehmen besser angelegt ist“, sagte er auf taz-Anfrage. Da Eon aber eine Investitionsplanung vorgelegt habe und unter anderen zwei neue Kraftwerke bauen wolle, sei er zuversichtlich, dass dem Vorstand eine überzeugende Antwort auf die Frage gelingt. Grundsätzlich sei es vor der Hauptversammlung im kommenden Jahr aber zu früh, auf Sonderzahlungen zu drängen.STEPHAN KOSCH