wortwechsel
: Naturschutz und Tempo 120, Hormone und Humor

Hormongabe bei Wechseljahresbeschwerden? Die Meinungen gehen auseinander. Eine neue Late-Night-Show mit Frau ist zu begrüßen. Und wann stimmt die FDP Tempo 120 zu?

Man sieht die eine Hälfte eines Frauengesichtes. Die Frau sieht etwas grimmig aus.

Hormonpillen, ja oder nein? Foto: YAY/imago

Hormone bei Wechsel­jahresbeschwerden

„Der Unterschied zwischen Wollen und Können“,

taz vom 8. 2. 23

Bravo zu diesem klugen Artikel von Silke Burmester über die „Verführung“ der Einnahme von Hormonen in den Wechseljahren! Selbstverständlich muss das jede Frau für sich entscheiden, mit welcher Selbst­ermächtigung sie durch die schwierige Zeit kommen will. Ich kann selbst ein Lied davon singen, es wäre wohl ein Klagelied. Aber die individuelle Entscheidung ist nicht unabhängig von gesellschaftlichen Diskursen zu betrachten. Und das tut Silke Burmester auf erhellende Weise. Sie trägt mit ihren Worten dazu bei, dem Sirenengesang einer Machbarkeits­medizin zu widerstehen.

Andrea Sacher, Unna

Hormone oder Kräuterdestillat

Der Artikel von Silke Burmester lässt mich nicht ganz unberührt und weckt einen kleinen Widerstand in mir. „Das Austricksen der Natur wird als Triumph der Selbstbestimmung verkauft.“ Ist das so? Ist nicht jede Kopfschmerztablette und jedes Wärmepflaster so angelegt? Waren Frauen immerzu von dem Wissen und der Macht der meist männlichen Ärzte abhängig? Kommt immer darauf an, wer sich gerne abhängig machen oder fühlen möchte oder tatsächlich abhängig ist. Sheila de Liz hat ein altes Thema aufgegriffen und geschickt für die neue Generation von Frauen kapitalistisch aufgerüscht. Ebenso teile ich nicht die Ansicht, dass „unsere Generation von Frauen, die jetzt in ihren 50ern ist, eine neue ist. Eine, die sich befreit.“ Was für ein Quatsch, das ist eine Klatsche für alle Frauen, die älter sind. Ich glaube, auch die Generationen davor haben diesen Anspruch für sich formuliert und jeweils mit ihren Möglichkeiten umgesetzt. Ob Frauen nun Hormone nehmen oder nicht oder ein Kräuterdestillat bei Mondschein ansetzen, um die Hitzewellen zu bekämpfen, ist relativ angesichts der vielen Themen, die Frauen gerade weltweit zu bewältigen haben. Aber wahrscheinlich habe ich nicht begriffen: Was ist Satire, und was ist ernst gemeint? Ich persönlich habe dem Rausch der Selbstermächtigung (Hilfe, was für ein Konstrukt) widerstanden. Ich habe ab und zu ein Altbier gegen die Hitzewellen getrunken, im Hopfen sind auch so was wie Hormone, sagte mein männlicher Gynäkologe. Na denn, Prost.

Brigitte Gregor, Schwelm

Muntermacher auf Rezept

Hallo Frau Burmester, Ihr Artikel über Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden hat mich sehr angesprochen! Es scheint ja doch noch Frauen zu geben, die über eine Hormoneinnahme nachdenken. Immerhin werden die Hormone von Frauenärzten und -ärztinnen bei kleinsten Beschwerden gerne und fix verschrieben. Ja, diese Muntermacher gibt es sogar auf Rezept! Traurig nur für Frauen mit hormonabhängigem Krebs – die bekommen nämlich gar nichts! Hormone sind natürlich streng verboten, und die Alternativen müssen sie sich für viel Geld selber kaufen! Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse? Fehlanzeige!

Anke Prinzhorn, Celle

Kein Porlbem!

„Die Hundretporzentige“,

taz vom 7. 2. 23

Lieber Peter Köhler, Sie sind schuld, dass ich vor knurzem Augenzwicken fast den Johanniter-Armband-Notknuff drücken musste. Weil ich nämlich wegen der Spontanreaktion Lachkrampf in akute Luftnot geriet. Wie können Sie uns, Ihren unheilbar albernen Fans, so etwas Verschreibungspflichtiges wie die Ode an die „Hundretporzentige“ antun? Aber als Masochistin bitte ich: Tun Sie es wieder! Material finden Sie Spitz auf Knopf ausreichend im politischen Berlin oder Dumsdorf. Im Voraus: Danke. Grüsse.

PS: Aber, Sie böser, böser Sado-Schlingel, müssen Sie uns Legnistrettinger so diskrimi-, also entunterwürfigen, also in die Pfanne hauen?

Heide Amthor-Zeppenfeld, Gelsenkirchen

Late-Night-Show

„Bierernst zur Cocktail-Zeit“,

taz vom 6. 2. 23

Caspar Shaller findet „Reschke Fernsehen“ offenbar nicht besonders lustig und entbehrlich. Schließlich gebe es ja bereits die „heute-show“ und das „ZDF Magazin Royale“. Nun, wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich eher auf die „heute-show“ verzichten. Hier schafft es das Duo Köster/van der Horst regelmäßig, ernste Anliegen so läppisch zu präsentieren, dass es schwerfällt, sie ernst zu nehmen. Und häufig geht es nur darum, Leute vorzuführen. Und „Reschke Fernsehen“ macht eben eine Lücke kleiner, deren Existenz Caspar Shaller entgangen ist (oder die er nicht erwähnenswert fand): Es gib zu wenig Frauen in solchen Sendungen. Wir haben zwar Maren Kroymann und Carolin Kebekus, aber dann hört es schon auf. Die zweite Reschke-Sendung hat gezeigt, wie allgegenwärtig Sexismus noch ist. Und sie zeigte am Beispiel Christian Lindner, dass man nicht alt sein muss, um peinliche Altherrenwitze zu reißen. Wenn sie ihm selbst nur auch peinlich wären!

Eduard Belotti, Augsburg

Sondertribunal für Kriegsverbrecher

„Keine schnellen Entscheidungen“,

taz vom 3. 2. 23

Das Grauen in der von Russland überfallenen Ukraine fordert umgehend die Einsetzug eines Sondertribunals durch die UN-Vollversammlung. Nachdem der eigentlich zuständige Sicherheitsrat wegen des russischen Vetorechts nicht handlungsfähig ist, muss das historisch entwickelte Sondertribunal als Notweg wenigstens zu einer Generaldebatte über den russischen Ukrainekrieg führen. Für die ukrainische Bevölkerung ist die Beendigung des Kriegs wirklich existenziell, kann aber nur über schwierige Friedensverhandlungen erreicht werden. Unsere Bundesregierung muss und kann jetzt die Initiative in den Vereinten Nationen ergreifen. Deutschland hat seit dem Zweiten Weltkrieg die politische und moralische Verpflichtung, alles zu tun, um das Friedensgebot der UN-Charta zu verwirklichen.

Henning v. Hoerner, Hannover

Naturschutz vor Autobahn

„Es braucht kein Machtwort des ­Kanzlers“,

taz vom 9. 2. 23

Nein, wir brauchen wirklich keine neuen Autobahnen! Wir brauchen Tempo 120. Weil: Wenn man die Geschwindigkeit verringert, passt ein erheblich höherer Fahrzeugdurchsatz durch den gleichen Verkehrsraum. Das bedarf zudem nicht mal zusätzlicher Schilder und ist mit einer Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt ins Werk zu setzten.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh