wortwechsel
: Zeit für eine effektive Klimapolitik!

Leser vermuten Klimaschützer in Deutschland in der Minderheit. Panzer vor russischer Botschaft in Berlin: Mutiges Statement oder riskant? Bestatter muss Exitstrategie achten

Sieht nicht nach „putziger Generation Hänschen klein“ aus: Klimaaktivist in Berlin  Foto: Michele Tantussi/reuters

Kriegslogik

„Mahnmal aus 44 Tonnen Schrott“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Dass ihr die Damen Wagenknecht und Schwarzer für ihre offensichtlich kurzsichtige „Friedens“-Initiative und ihre mangelnde Abgrenzung nach rechts basht: o. k. Obwohl es schon ein bisschen merkwürdig ist, was sich Menschen im Moment anhören müssen, die sich für den Frieden engagieren und dieses Wort auch benutzen – bis vor einem Jahr eine (linke) Selbstverständlichkeit. Dass ihr den Begriff „Frieden“ den Rechten jetzt überlasst – bedenklich. Aber dass ihr die Diskussion um den kaputten russischen Panzer – in dem immerhin Menschen ums Leben gekommen sind und dessen Rohr auf die russische Botschaft zielt – vor allem als ein Beispiel für „deutsches Zaudern“ darstellt: Das finde ich gruselig. Sind wir im Krieg? – Zumindest seid ihr anscheinend in der kriegerischen Logik der Eskalation angekommen, wenn eine so unverhohlen grausame Geste nicht nur gerechtfertigt, sondern als eine Art „mutiges Statement“ verstanden und verkauft wird. Mathias Boeck, Grimburg

Linke Denker

„Habermas unterschlägt die Risiken“,

wochentaz vom 18.–24. 2. 23

Was ist bitte eine „amputierte Nation“? Wie tief kann man eigentlich in Kriegs­logik eintauchen, um solche Begriffe in die Debatte um Verhandlungen zu werfen. Peinlich für ehemals linke Denker. Vom Zynismus des „Russische Tote interessieren nur die Friedensbewegung“ ganz zu schweigen. Jost Peter, Essen

Exitstrategie

„Überrascht, dass ich das konnte“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

So wichtig sei ihm die Würde, betont Frank Blum – und bewertet „seine“ Verstorbenen: Er achtet besonders die bis zum Schluss Aushaltenden. Und die anderen? Sich vorher auszuklinken ist gerade hierzulande äußerst schwierig. Doch auch wenn es leicht wäre: Achtung verdient jeder Mensch einfach durch das Mensch-Sein.

Ich finde diese Einstellung unempathisch, zynisch und eines Bestatters unwürdig.Uns allen wünsche ich Bestatter*innen, auch Frank Blume!, die uns unabhängig von unserem Ausharren oder vorherigem Exit betrachten.

Petra Große-Stoltenberg, Hattingen

Eher die Minderheit

„Sind Klimaschützer die Mehrheit?“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Die Behauptung, Klimaschützer seien in Deutschland in der Mehrheit, zeugt von einer möglicherweise behandlungsbedürftigen Wahrnehmungsstörung: Die Mehrheit möchte nach wie vor viel Auto fahren, und das auch möglichst billig. Die Mehrheit möchte auch weiterhin billig in den Urlaub fliegen. Die Mehrheit möchte auch weiterhin preiswert Fleisch essen. Die Mehrheit schreit auf, wenn die Innenstädte autofrei gemacht werden sollen. Der Mehrheit ist Lützerath vollkommen egal. Die Mehrheit möchte auch weiterhin im Supermarkt alles kaufen können, egal ob es durch die ganze Welt transportiert werden muss. Und wenn Herr Unfried dann die letzte Generation als putzige Kindergartenveranstaltung abtut, dann ist das ebenso unerträglich wie die Bezeichnung „Klimaterroristen“. Liebe letzte Generation, bitte weitermachen!! Ich bin 70 und zu feige, mich auf die Straße zu kleben.

Mathias Rotenhan, Bremen

Praktische Umsetzung

„Sind Klimaschützer die Mehrheit?“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Peter Unfrieds friedvoller Kommentar zur vorgeblichen „Klimaschützer-Mehrheit“ trifft ins Schwarze, zeigt aber auch, dass nach hochgeistigen Debatten endlich auch eine praktische Umsetzung nötig ist. Ansonsten verliert der „Mann von der Straße“ immer mehr den Glauben an eine nützliche und effektive Politik.

Manfred Spohr, Wiefelstede

Verunglimpfung

„Sind Klimaschützer die Mehrheit?“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Ich bin froh, Herrrn Habeck als Minister im Amt zu sehen; er macht seine Sache, so gut es geht, aus seiner Minderheitsposition gegenüber SPD und FDP in der Regierung und der CDU in der Opposition. Ich bin außerdem froh darüber, dass es die Klimaaktivisten der Letzten Generation gibt. Es ist absolut die gleiche Verunglimpfungsweise, die Herrn Habeck („Der bekommt ja nichts auf die Reihe“) und der Letzten Generation („Die verstehen das einfach nicht“) zuteilwird.

Wir brauchen beides. Den Umbau der Wirtschaft und den ständigen Stachel im Fleisch von beispielsweise Kommunen, denen es keinerlei Kopfzerbrechen bereitet, für die Runderneuerung einer Straße gegen den Wunsch (nicht nur) der ­Anwohner altgewachsenen Baumbestand zu vernichten.

Hans-J. Sittek, Moers

Gemeinwohl

„Dokument der Hilflosigkeit“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Konsequente, gemeinwohlorientierte Klimapolitik und die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes ermöglichende staatliche Konkretisierungen sind wohl ein Feindbild des katastrophal einflussreichen Nischenmilieus Liberale.

Ja, die „bösen“, die die Dekarbonisierung weiterhin behindernden – und damit globale Katastrophen fördernden – Branchen müssen zunehmend ungünstigere Stromverträge bekommen als die „guten“, das heißt als die die notwendige Dekarbonisierung voranbringenden Branchen. Maßnahmen des nötigen sozialen Ausgleichs müssen dabei berücksichtigt werden; zum Beispiel durch eine gerechte, am langfristigen Gemeinwohl orientierte Förder- und Steuerpolitik.

Christoph Hecker, Mainz

Digitale Jahre

„Zurück in die Zukunft“,

wochentaz vom 25. 2.–3. 3. 23

Sie war schon putzig, unsere digitale Vergangenheit. Trotzdem reibt man sich die Augen, wenn es in Bezug auf die frühere Technik „Bildschirmtext“ heißt, dieser habe nur 1.200 Bits pro Sekunde übertragen können, daher hätte eine 3 Megabyte große Datei fast ein Jahr zum Hochladen gebraucht.

Es braucht nicht viel mathematisches Genie, um hier zu stutzen. Und tatsächlich, bei der Geschwindigkeit hätte man für 3 Megabyte sechs Stunden gebraucht, nicht ein Jahr. Hier fehlt schon mal die Information, dass der Upload nur mit 75 Bits pro Sekunde geschah. Selbst dann kommt man für 3 MB aber nicht auf ein Jahr: Es ist nicht mal eine Woche nötig. Mit 75 Bit pro Sekunde hätte man in einem Jahr über 270 MB geschafft.

Nils Kaczenski, Hannover