Noch mehr Geld für VW-Vorstände: Umverteilung nach oben

Der Vorstand bei VW will mehr Gehalt, während die Zeit­ar­bei­te­r:in­nen nicht mal Weihnachtsgeld bekommen. Wo bleibt die öffentliche Empörung?

Ein Hochhaus mit dem VW-Logo auf dem Dach

Auch bei VW gilt: in den oberen Etagen lebt es sich besser Foto: Melissa Erichsen/dpa

VW will die Gehälter seiner Vorstände rückwirkend erhöhen. Aus den bislang maximal zwölf Millionen Euro brutto pro Jahr sollen 15 Millionen für Vorstandvorsitzende werden, Einfache Mitglieder des Vorstands sollen statt bislang sieben Millionen künftig maximal 8,5 Millionen bekommen. Die Begründung ist so ausgelutscht, dass man sie hier nur pro forma nennt: der harte Wettbewerb um Führungskräfte.

VW scheint dabei schlecht abgeschnitten zu haben, zumindest zeigen seine Führungskräfte wenig Talent für Timing: Der Prozess um allzu hohe Gehälter für einflussreiche Betriebsratsmitglieder ist gerade verloren und zeitgleich mit dem Vorstandszuschlagsbeschluss ging eine andere VW-Meldung raus – nämlich vom Warnstreik der Zeitarbeiter, die einen Inflationsausgleich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld fordern. Schade für sie, dass ihre Forderung zur Unzeit kommt, irgendwoher müssen die Zuschläge für die Führungsetage ja herkommen.

Es ist absurd: Während sich die Studien häufen, in denen die stetig sich vergrößernde Kluft zwischen Arm und Reich beklagt wird, fordern die an der Gehaltsspitze ohne zu erröten mehr. Abgekoppelt vom Rest der Lohn-Gesellschaft, die all das durchwinkt, und sei es nur, weil es im Fußball genauso aussieht – nicht zuletzt dank Millionen aus der VW-Schatulle.

Es ist schwierig zu verstehen, warum diese Abkopplung so widerspruchslos hingenommen wird, ohne auch nur minimale Spuren des Empörungspotentials, für den ein klima­klebend blockiertes Auto zuverlässig sorgt. Vielleicht ist es die irrationale Erwartung, dass eine gehaltsprosperierende Führung auch für Zuschläge auf den untereren Rängen sorgt.

Warum sollte sie? Denkt man an die Vorschläge etwa der öffentlich-rechtlichen Führungskräfte, die Budgetprobleme mit Programmkahlschlag und Abstrichen bei den Freien lösen wollen, dann kann man nur hysterisch lachen. Oder aber dahin gucken, wo es Gegenbewegung gibt: etwa in einem Antrag der Hamburger Linken, die Managergehälter in öffentlichen Unternehmen an die untersten Gehaltsgruppen zu koppeln. Das ist nicht die freie Wirtschaft. Und trotzdem ein Signal.

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