Gerüst sofort entkleiden

Seit Jahren dauert der Skandal schon an – passiert ist nichts

VON SEBASTIAN HEISER

Wer ein Denkmal sanieren will, muss dafür Geld in die Hand nehmen – das ist eigentlich eine einfache Wahrheit. Doch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wollte klüger sein und glaubte, es beim Wiederaufbau der Kandelaber am Charlottenburger Tor auch anders machen zu können. Die Bauten mit dem imposanten Namen sind eigentlich nicht viel mehr als Laternenmasten – wenn auch besonders lange und schöne. Der Bezirk hatte nun die Idee, um die großen Masten ein noch viel größeres Gerüst aufzubauen. So entstand eine riesige Fläche für Werbung – damit sollten die Kosten für die neuen Kandelaber wieder eingespielt werden.

Die Werbung bleibt

Mehrfach hat der Landesrechnungshof aufgelistet, was bei diesem Modell alles jenseits von Recht und Gesetz gelaufen ist. Gebessert hat sich nichts. Im Gegenteil: Der Bezirk hat das gleiche Geschäft erst beim Charlottenburger Tor, dann bei den Kandelabern durchgezockt. Unfassbar daran ist, dass der Skandal bereits Jahre andauert – und die Werbung noch immer hängt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Untreue, im Juli hat sie das Bezirksamt durchsucht. Danach wurde die Werbung abgebaut – um die nächste aufzuhängen. Diesmal von der CDU. Doch das verstößt auch noch gegen die Vorgaben des Bezirks.

Was passiert also? Nichts – offenbar soll die CDU-Werbung jetzt erst mal einfach weiterhängen. Dem politischen Gegner kann es zwar recht sein, dass die Partei sich damit mit Skandalgeschichte in Verbindung bringt, doch es kann nur eine saubere Lösung geben: Die Werbung muss von dem Tor runter – sofort und dauerhaft.