Rechtsextremismus an Schulen ernst nehmen

Stiftung kritisiert, dass bei rechten Vorfällen an Schulen oft abgewiegelt werde. Brief einer Schule aus Spree-Neiße könne aufrütteln

Rechte Vorfälle werden an Schulen aus Sicht der Amadeu Antonio Stiftung noch zu oft herunter gespielt. Schulleitungen wiegelten ab und bagatellisierten Vorkommnisse als Dumme-Junge-Streiche, sagte der Sprecher der Stiftung, Lorenz Blumenthaler, der Deutschen Presse-Agentur. Lehrkräfte, die etwa Hakenkreuz-Schmierereien und andere Fälle meldeten, fühlten sich oft allein gelassen. In einem anonymen Brief hatten vor kurzem Lehrkräfte rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule im Spree-Neiße-Kreis und den Umgang damit beklagt.

Schulleitungen wüssten häufig nicht, wie sie mit Rechtsextremismus im Schulalltag umgehen sollten, sagte Blumenthaler. Zudem sorgten sie sich um den Ruf der Schule. „An vielen Schulen überall in Deutschland kommt es zu rechten Vorfällen. Es dringt aber selten nach außen.“

Der Brief von Lehrkräften aus dem Spree-Neiße-Kreis kann aus Sicht Blumenthalers eine Chance sein, dass eine offene Debatte angestoßen wird. Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich unter anderem gegen Rassismus und Rechtsextremismus engagiert, spüre seitdem bereits mehr Beratungsbedarf von Schulen.

Überraschend seien die Schilderungen der Lehrkräfte nicht, meinte Blumenthaler. Es handele sich um einen Landkreis, in dem rechtsextreme Akteure eine starke Vorherrschaft hätten. Die Coronapandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hätten zudem dazu beigetragen, dass sich demokratiefeindliche Haltungen noch verstärkten. In Südbrandenburg gibt es eine gewachsene rechte Szene, die AfD hat dort ihre Hochburgen. Die Stiftung forderte dazu auf, bei rechten Vorfällen so früh wie möglich zu intervenieren, damit rechtsextreme Alltagskultur nicht Fuß fasse.

Schulen könnten Präventionsangebote wahrnehmen, Lehrer sich fortbilden zum Umgang mit Rechtsextremismus und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern ein Leitbild erarbeiten.

In ihrem Brief beklagten die Lehrkräfte unter anderem Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine „Mauer des Schweigens“. (dpa)