Hunderttausende in und aus Sudan auf der Flucht

Kämpfe in Khartum dauern an. UNHCR rechnet mit 800.000 Sudan-Flüchtlingen in Nachbarländern

Die schweren Kämpfe zwischen Armee und RSF-Miliz in Sudan seit 15. April haben nach UN-Angaben hunderttausende Menschen in die Flucht getrieben. Mehr als 330.000 Menschen seien innerhalb Sudans geflohen, sagte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf. Die Zahl der Vertriebenen „übersteigt alle konfliktbedingten Vertreibungen im Sudan im Jahr 2022“.

Nach Schätzungen des Flüchtlingshilfswerk UNHCR suchten seit Beginn der Kämpfe zudem bereits mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländern Sudans Zuflucht. Am Montag hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk geschätzt, dass über 800.000 Menschen aus Sudan fliehen könnten.

Die Kämpfe gingen derweil unvermindert weiter, vor allem in Sudans Hauptstadt Khartum. „Wir hören vereinzelte Schüsse, das Dröhnen von Kampfflugzeugen und die Flugabwehrschüsse“, berichtete am Dienstag ein Bewohner Khartums gegenüber AFP. Weitere Zeugen sprachen von „Bombardierungen aus der Luft“ in verschiedenen Teilen der Hauptstadt. Zusätzlich zum Beschuss leiden die Menschen vor Ort an Wassermangel, es fehlt an Strom und Lebensmitteln.

Bemühungen um eine Lösung der Krise gestalten sich offenbar schwierig. Der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes sagte am Dienstag im arabischen Fernsehsender al-Arabiya, beide Seiten hätten ihre Bereitschaft bekundet, in Saudi-Arabien „technische Gespräche zu führen“. In Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba berief der Kommissionschef der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki, für Dienstag nachmittag ein Sondertreffen zu Sudan ein. In Ägyptens Hauptstadt Kairo tagte die Arabische Liga zu Sudan. Diplomaten warnten, eine mangelhafte Koordinierung dieser Bemühungen könnte den Konflikt eher begünstigen. (afp, taz)