„Polizeiruf 110“-Kommissarin tritt ab: Am Ende fährt die Story ins Dunkle

Beim Finale des "Polizeiruf 110"-Teams um Schauspielerin Verena Altenberger driftet das Drehbuch gehörig ab. Schade ist es dennoch um das Team.

Szenenforo aus dem Polizeiruf

Marta Kizyma (Sarah Kant), Verena Altenberger (Elisabeth Eyckhoff) und Stephan Zinner (Dennis Eden) Foto: Amaliafilm/Dragonbird/BR

Wie gut, dass manchmal nicht alles klar ist. Dass bis zum Schluss Dinge offen bleiben. Auch das, was nach der letzten Abblende passiert. Und so steht Hauptkommissarin ­Eyckhoff (Verena Altenberger) in einem Rettungswagen, der mit Blaulicht und einem schwer verletzten Menschen durch München düst und dann überraschend zu einem ­anderen Krankenhaus umgeleitet wird, hinten an einem der Fenster und schaut in die Nacht. Auf das, was hinter ihnen passiert, die Wagen hinten dran. Dann: schwarz. Damit ist Schluss. Mit der aktuellen „Polizeiruf 100“-Folge – und mit ihrem Job als Kommissarin für die Reihe.

2019 hatte sie den Job oder zumindest die Position im „Polizeiruf“-Universum des BR – von Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) übernommen. Die Storys waren mal schlechter, mal weniger schlecht, aber Altenberger bei der Arbeit zuzuschauen wurde immer besser: zwei Mal 2019, zwei Mal 2021, drumherum die Pandemie.

Und dann, im Frühling vor einem Jahr, „Das Licht, das die Toten sehen“, kam mit Dennis Eder (Stephan Zinner) ein alter Kollege von ihr mit an Bord. Sie kannten sich von früher, vom Streifefahren.

Die beiden zusammen zu sehen war ein echter Gewinn. „Vielleicht sollte man vorschlagen, dass die Kombo dieses Films genau so weitermacht“, dieser Satz war damals mit sehr viel Entschiedenheit in der Wochenendkrimikolumne gelandet.

Eder bleibt

Nun ja, das mit dem „Weitermachen“ sollte nur für eine weitere Folge klappen. Aber auch wenn Eyckhoff geht: Eder, der anders als so viele andere in den republikweit verstreuten Sonntagkrimi-Filialen, ordentlich Bayerisch knödeln darf, ohne Synchro, ohne gestelztes Einhochdeutschen, also Eder, der bleibt. Dann ab Herbst mit Cris Blohm, der Neuen, die wieder vielversprechend besetzt ist, Johanna Wokalek ist immer eine Wucht.

Aber jetzt erst mal „Paranoia“, das Eyckhoff-Altenberger-Finale (Buch: Martin Maurer, Regie: Tobias Ineichen). Dass nicht klar ist, was ist und was nicht, zieht sich durch die gesamte Folge: Ein Ersthilfeteam landet bei einem Notfall in einer Wohnung, eine Frau mit Messerstichen, sie bringen sie ins Krankenhaus. Am nächsten Tag ist die Frau verschwunden, der ganze Einsatz ist nicht im System, als habe er gar nicht stattgefunden.

Die Sanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma), die verblüfft nachfragt, fängt an, an ihrem Verstand zu zweifeln. Und als ein toter Mensch in ihrem Umfeld auftaucht, dann noch einer, ein Video mit Folterszenen, zweifelt sie auch daran, wem sie vertrauen kann. Wohl keine Paranoia.

Sie versucht, Eyckhoff davon zu erzählen, die mit Eder längst ermittelt. Da fällt es sogar leicht, ganz im Sinne des Leitmotivs, nicht weiter über die Lücken zu grübeln. Egal, ob und wie genau Sanitätsteam, Krankenhaus, Arzt und Opfer zusammenhängen, Realität ist mitunter absurd.

Und als die Kommissarin dann erst aus höchster Höhe fast von einem Baugerüst stürzt, kurz darauf ein Messer in den ­Oberschenkel gerammt bekommt, sagt sie irgendwann ganz matt: „Also manchmal kann ich mir auch noch mal was anderes vorstellen, berufsmäßig.“ Kollege Eder entgegnet: „Wir erleben doch auch schöne Sachen im Job, das darf man nicht vergessen.“ Das Ende vom Lied: Sie geht. Schade. Er bleibt. Immerhin.

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