Da waren’s nur noch drei

Juliane Leopold zieht Bewerbung für rbb-Intendanz zurück

Wenn der Sender am Freitag seine neue Intendantin oder seinen neuen Intendanten wählt, wird Juliane Leopold nicht mehr zur Verfügung stehen. Sie wolle den Weg freimachen für eine Kandidatin oder einen Kandidaten, deren Angebot besser zur aktuellen Situation des rbb passe, schrieb sie am Dienstagabend auf dem Netzwerk Linkedin. Leopold ist derzeit Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell.

„Der Kern meines Angebots für den rbb ist die digitale Transformation des Journalismus des rbb und die konsequente Ausrichtung des Senders auf die starke regionale Verankerung in Berlin und Brandenburg“, schrieb Leopold außerdem. Jedoch habe sie in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt und dabei den Eindruck gewonnen, dass im rbb derzeit die Frage im Vordergrund stehe, wie am ehesten alles so bleiben könne, wie es ist. „Fragen wie diese werden derzeit meiner Einschätzung nach mit größerer Priorität diskutiert als manches, was in die programmliche Gestaltung der Zukunft des rbb weist“, schrieb Leopold.

Damit bleiben nun noch zwei Kandidatinnen und ein Kandidat für die Führungsposition übrig: Heide Baumann, frühere Führungskraft bei Vodafone Deutschland, Ulrike Demmer, frühere Vize-Regierungssprecherin und Jan Weyrauch, Programmdirektor bei Radio Bremen. Weyrauch war zwischenzeitlich von der Kandidatenliste verschwunden, weil seine Gehaltsvorstellungen nicht mit denen von Teilen der Gremiengeschäftsstelle des rbb übereinstimmten. Mitglieder der Personalvertretung hatten jedoch gefordert, ihn wieder auf die Kandidatenliste zu setzen – was bald darauf auch geschah.

Vorwurf der Einflussnahme

Anfang der Woche hatte ein Brief von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke für Irritationen gesorgt. An den Verwaltungsrat adressiert schrieb der Regierungschef, er wäre „dankbar“, wenn diese die Hinweise der Rechnungshöfe zur Deckelung des Gehalts künftiger rbb-Intendantinnen und -Intendanten bei der „anstehenden Neubesetzung“ der Stelle „prüfen und berücksichtigen“ würden. Demnach würde der neue Intendant jährlich um die 177.000 Euro erhalten. Der handschriftliche Brief liegt rbb24 Recherche und dem NDR vor und ist auf den 8. Juni datiert.

Medienpolitiker werfen Woidke vor, die Unabhängigkeit der Gremien infrage zu stellen. Die rbb-Personalratsvorsitzende Sabine Jauer hält das Schreiben für „dreist“ und für einen „Verstoß gegen die Unabhängigkeit des rbb und das Gebot der Staatsferne.“ (eaz)