taz🐾thema
: genossenschaften

die verlagsseiten der taz

Urlaub bei Genossen

Wohnungsgenossenschaften bieten Mitgliedern oft günstige Gästewohnungen an: für Besucher oder um selbst woanders zu übernachten

Eine Übernachtung für zwei Personen in Erfurt für 55 Euro, für fünf Personen in Stralsund für 59 Euro oder für vier Personen in Hamburg ab 45 Euro. Diese Preise finden sich im Katalog „Urlaub-Spezial“ (www.urlaub-spezial-deutschland.de), in dem rund 50 genossenschaftliche Wohnungsunternehmen zwischen Kiel und Plauen mehr als 150 Gästewohnungen vorstellen.

Ein Modell, das Schule macht – mittlerweile gibt es mehrere Zusammenschlüsse von Wohnungsgenossenschaften, die mit ihren möblierten Wohnungen für Genossenschaftsmitglieder etwas für das eigene Image tun wollen. „Das ist ein besonderer Service für unsere Mitglieder, die zum Beispiel Besuch für eine Feier bekommen und ihn in unserer Gästewohnung günstig unterbringen können. Und es ist ein attraktives Angebot für Mieter von Partnergenossenschaften, die zum Urlaub in unsere Region kommen“, sagt Thomas Jüngling, Sprecher des Selbsthilfe-Bauvereins Flensburg. Fünf Gästewohnungen der SBV für drei bis sechs Personen stehen bereit, die Kosten liegen zwischen 45 und 65 Euro die Nacht, plus einer Pauschale für die Endreinigung von 35 Euro. SBV ist Mitglied im Gästewohnungsring (www.gaeworing.de).

Unter www.wohnungsbaugenossenschaften.de/gaestewohnungen präsentieren sich 110 Genossenschaften. Unter dieser Adresse findet man auch die Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein. „Wir haben viele Stammkunden von Partnergenossenschaften aus ganz Deutschland, die jedes Jahr ihren Urlaub in unserer Gästewohnung in Plön verbringen“, sagt Iris Klostermann, bei der Wankendorfer für die Gästewohnung zuständig. Maximal sechs Personen können hier unterkommen. Eine Übernachtung kostet 110 Euro, bei zwei bis vier Tagen zahlt man pro Nacht pauschal 70 Euro, ab fünf Nächten werden jeweils 55 Euro fällig. Die Endreinigung ist inklusive. „Wir haben 2022 die Preise angehoben und sind dennoch fast komplett belegt. Man muss sich schon rechtzeitig um die Wohnung gerade für die Sommermonate kümmern“, sagt Klostermann.

Die Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 verlangt für ihre acht Gästewohnungen zwischen Spandau und Neukölln für die erste Nacht je nach Größe zwischen 105 und 130 Euro. Für jede weitere Nacht wird dann rund die Hälfte dieses Betrags fällig. Selbst in Hamburg und Warnemünde bietet sie Gästewohnungen an, zwischen 120 und 160 Euro für eine Übernachtung. Bei diesen Preisen kommt erheblich mehr Geld in die Kassen als bei einer regulären Vermietung – die Frage ist, ob die Wohnungen nicht zweckentfremdet werden.

Reisende können bei den Gästewohnungen manche Entdeckung machen: Die Wilhelmshavener Spar- und Baugesellschaft vermietet eine komplett eingerichtete Wohnung in einem ehemaligen Signalturm in 30 Meter Höhe, der auf einer Schleuseninsel innerhalb eines Biotops steht, mit einem traumhaften Blick über den Jadebusen. Architekturfreunde will die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg in ihre Hermann-Beims-Siedlung locken, wo eine im Stil der 20er Jahre eingerichtete Wohnung aus der Hochzeit des Neuen Bauens auf Gäste wartet. Und in der Gästewohnung der Baugenossenschaft Ideal in der Gropiusstadt bekommt man vom 30. Stockwerk eines Hochhauses einen guten Eindruck von der Größe Berlins.

Joachim Göres