Mehr Einwohner in EU

Zwar starben in der Europäischen Union 2022 mehr Menschen als geboren wurden, doch die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine glich das mehr als aus

Die Bevölkerungszahl in der Europäischen Union ist 2022 wegen der starken Zuwanderung vor allem aus der Ukraine wieder gestiegen. Sie erhöhte sich um rund 1,7 Millionen auf 448,4 Millionen, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte. Zwar starben mehr Menschen als geboren wurden, doch wurde dies durch die Zuwanderung mehr als ausgeglichen.

Zuvor war die Zahl infolge der Coronapandemie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gesunken. „Das beobachtete Bevölkerungswachstum kann größtenteils auf die verstärkten Migrationsbewegungen nach der Covid-19-Pandemie und auf den Massenzustrom von Vertriebenen aus der Ukraine zurückgeführt werden, die in den EU-Ländern einen vorübergehenden Schutzstatus erhalten haben“, erklärte Euro­stat dazu.

Sieben der 27 EU-Mitgliedsländer meldeten für das vergangene Jahr einen Bevölkerungsrückgang. Dazu zählt auch Italien, wo die Einwohnerzahl um fast 180.000 Menschen abnahm. Den größten Zuwachs verzeichnete Deutschland mit mehr als 1,1 Millionen Menschen. Der Anstieg in der Bundesrepublik ist vor allem darauf zurückzuführen, dass infolge des russischen Angriffskriegs viele Schutzsuchende aus der Ukraine kamen.

Im vergangenen Jahr wurden hierzulande rund 1,1 Millionen Zuzüge und 138.000 Fortzüge von Menschen aus der Ukrai­ne erfasst, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Dabei erreichte die Zuwanderung vor allem in den ersten Kriegsmonaten von März bis Mai 2022 ihren Hochpunkt. „Seit August 2022 sinkt sie stetig“, so die Statistiker.

Viele Ökonomen halten eine stetige Zuwanderung nach Europa für notwendig, da in den kommenden Jahren Millionen Erwerbstätige aus den geburtenstarken Jahrgängen in Rente gehen. Nicht die aktuelle wirtschaftliche Flaute, sondern der Fachkräftemangel belaste den Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren, betont etwa das Kieler Institut für Weltwirtschaft. „Deutschland braucht 1,5 Millionen Zuwanderer im Jahr, wenn wir abzüglich der beträchtlichen Abwanderung jedes Jahr 400.000 neue Bürger haben und so die Zahl der Arbeitskräfte halten wollen“, sagte die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer kürzlich der Süddeutschen Zeitung. (rtr, taz)