„Nicht über Frauen reden“

GESPRÄCHSRUNDE BremerInnen fragen nach Ursachen der Frauenarmut – und suchen nach Lösungen

■ 51, Germanistin und Politologin, ist Geschäftsführerin und Mitgründerin von Belladonna.

taz: Frau Bock, warum ist Armut ein spezielles Frauenproblem?

Maren Bock: Dafür sind folgende drei Faktoren verantwortlich: Zum Ersten sind Frauen in der Regel nicht voll erwerbstätig und arbeiten in ihrem Leben kürzer als Männer, daraus ergibt sich eine geringere Rente. Zweitens werden typische Frauenberufe wie Pflegerinnen oder Erzieherinnen schlechter bezahlt. Drittens stehen viele Frauen nach Trennungen, unabhängig davon ob sie Kinder haben, finanziell schlechter da als der ehemalige Partner.

Das sind Punkte, die tauchen in jeder Statistik auf. Warum laden Sie nun zu diesem Gespräch ein?

Nur wenige Studien über Armut sind überhaupt geschlechterspezifisch, und wenn, dann beschäftigen sie sich mit alleinerziehenden Müttern oder Renterinnen. Diese Betrachtung ist uns zu einseitig. Eine Krankenschwester zum Beispiel, die 30 Stunden in der Woche arbeitet, kann davon kaum leben.

Was sind das für Frauen, die auf dem Podium zusammentreffen?

Manche von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Andere sind Mütter, verheiratet oder alleinerziehend. Sie wohnen in verschiedenen Bremer Stadtteilen, haben verschiedene Berufe und Einkommen.

Warum sind denn keine Wissenschaftlerinnen dabei?

Wir möchten nicht, dass über die Frauen geredet wird, sondern, dass sie miteinander sprechen.

Welche Handlungsmöglichkeiten sehen Sie?

Darüber kann ich vorher noch nichts sagen. Ich will nicht für die Frauen entscheiden. Das Treffen ist der erste Schritt, um sich kennenzulernen und auszutauschen. Handlungsmöglichkeiten sollen sich dann erst aus dem gemeinsamen Gespräch ergeben.  Interview:HMM

19 Uhr, Belladonna, Sonnenstr. 8