Wenn der Beleuchter zuhause bleibt

STREIK An mehreren niedersächsischen Staatstheatern fürchtet das technische Personal um tarifliche Zuschläge und tritt in den Ausstand. Das davon betroffene Publikum trägt es vorerst mit Fassung

„Ob sich für das eine Prozent ein Streik lohnt“, sagt der Intendant, „muss jeder für sich entscheiden“

In Braunschweig sind es mittlerweile fünf Wochen, am Staatstheater Oldenburg geht der Streik nun in die zweite Woche. In den Ausstand getreten sind rund 70 Beschäftigte größtenteils aus dem technischen Bereich. Ihnen geht es um den Erhalt von Zulagen für Schicht- und Sonntagsarbeit, die seit rund 40 Jahren gewährt werden. In Oldenburg profitierten davon bisher 130 Mitarbeiter.

Der Arbeitgeber, das Land Niedersachsen, will die Zulagen kürzen oder ganz streichen. Das bedrohe manche Mitarbeiter in ihrer Existenz, sagt Werner Ulferts, Mitglied der Tarifkommission: „Es geht um Einbußen im dreistelligen Eurobereich.“ Zuletzt verhandelt wurde Ende April.

Auch wenn bisher alle Vorstellungen stattgefunden haben, macht sich der Streik bemerkbar: In Oldenburg musste „La Traviata“ ohne Beleuchtung und Requisite auskommen. Das Staatstheater Braunschweig musste das eigentlich als Open Air gedachte Elias-Oratorium in eine Kirche verlegen: Es fehlte an Bühnentechnikern. Unter den Besuchern habe das durchaus zu Unmut geführt, teilt Pressesprecherin Helga Haase mit.

Ihre Kollegin in Oldenburg, Sylvia Fritzinger, hat dagegen festgestellt: „Das Publikum ist erstaunlich gelassen.“ Die künstlerischen Mitarbeiter versuchten mit den Auswirkungen des Tarifkonflikts zurecht zu kommen. „Wenn das Publikum nicht das zu sehen bekommt, wofür es gezahlt hat“, sagt Fritzinger, „bieten wir an, die Vorstellung nochmals zu besuchen.“

Nach Innen steige die Anspannung, sagt Oldenburgs Intendant Markus Müller, der auf eine baldige Einigung hofft. Die künstlerischen Mitarbeiter hätten von den gefährdeten Zuschlägen nichts gewusst. „Das führt jetzt zu kleinen Unruhen.“ Der Arbeitgeber habe 21 Prozent Mehr angeboten, die Arbeitnehmer verlangten 22 Prozent. „Ob sich für das eine Prozent ein Streik lohnt“, sagt Müller, „muss jeder für sich entscheiden.“ EVA-MARIA MUSHOLT