die kinderfrage
: Gibt es Schlangen mit drei Zähnen?

Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Enya, 8 Jahre

Schlangen, du wirst es nicht glauben, liebe Enja, haben sogar jede Menge Zähne. Allerdings sind sie normalerweise sehr klein und vom Zahnfleisch oder den Lippenschuppen verborgen. So können wir die Zähne nicht sehen – oft nicht mal dann, wenn die Schlange das Maul aufmacht.

Dabei brauchen sie die Zähne nicht zum Kauen, weil sie ihr Essen im Ganzen runterschlucken. Schlangen können mit diesen Zähnchen aber ihre Beute festhalten. Sie helfen ihnen auch, wenn sie ein viel größeres Tier, zum Beispiel eine Ratte, verschlucken wollen. Dann schieben sie sich über das Tier wie ein Strumpf über den Fuß und nutzen ihre Zähne – Hände haben sie ja nicht, die ziehen könnten.

Ein Sonderfall sind die Eierschlangen. Sie sind die einzigen Schlangen, die sich nicht von lebenden Tieren ernähren, sondern von Vogeleiern. Weil diese Eier im Vergleich zur Schlange oft sehr groß sind, haben sie nur wenige, ganz kleine Zähne, damit sie sich gut über das Ei stülpen können. Und sie haben noch einen Zusatzzahn hinten am Gaumen, mit dem sie die Schale des Eis aufpieken. Das ist aber eigentlich ein verlängerter Wirbel der Wirbelsäule, der bloß wie ein Zahn herausguckt.

Giftschlangen wie Vipern oder Kobras haben wiederum zwei ihrer Zähne zu Spritzen umfunktioniert. Diese Giftzähne sitzen vorne im Oberkiefer und sind lang und spitz. Die Giftzähne sind hohl und haben vorne an der Zahnspitze ein kleines Loch, dadurch wird das Gift mit hohem Druck durch den hohlen Zahn in das Opfer gespritzt. Normalerweise liegen sie nach hinten umgeklappt, sonst würden die Schlangen sich ja dauernd selbst damit beißen. Beim Angriff aber werden sie wie ein Taschenmesser aufgeklappt und dann in das Fleisch des Opfers geschlagen. Speikobras können ihr Gift sogar meterweit durch die Luft spritzen. Sie zielen damit direkt auf die Augen eines Angreifers. Weil das Gift höllisch brennt oder sogar blind macht, können sie dann flüchten.

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Es sind bei Giftschlangen immer zwei Zähne, die als Giftspritze eingesetzt werden. Allerdings haben manche Schlangen sogar noch mehr davon – als Reserve. Denn wenn ein Giftzahn beim Zubeißen mal abbricht, rückt sofort ein neuer nach. Diese Reservezähne liegen bereits fertig ausgebildet neben den vorhandenen Giftzähnen und werden immer wieder nachgebildet.

Denn ohne Giftzahn ist die Giftschlange halt ziemlich zahnlos. Und schlimmer noch: nicht in der Lage, Beute zu machen. Sie müsste verhungern. Heiko Werning