Halbe Mille für Kreative

ETAT Die „Kreativwirtschaft“ soll 2012 und 2013 jeweils mit einer halben Million Euro gefördert werden

Bei der Mittelbeschaffung zumindest hat sich Bremen schon mal als kreativ erwiesen

„Investitionszuschüsse für die Kreativwirtschaft“ – so lautet der neue Haushaltstitel, für den auf Antrag von SPD und Grünen 2012 und 2013 jeweils 500.000 Euro abfallen sollen. Bei den Haushaltsverhandlungen am 9. Mai wird darüber abgestimmt.

Keine unbedeutende Summe, aber eine, die sich lohne, sagt Ralph Saxe, wirtschaftspolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion: „Laut Arbeitnehmerkammer steckt in der Branche ein Potenzial von 2.000 Arbeitsplätzen.“ Er nennt konkrete Projekte: die „ZwischenZeitZentrale“, die „Ideenlotsen“ oder die „Alte Schnapsfabrik“,bei der sich im ehemaligen Gebäude des Beluga-College Musikproduzenten, Eventmanager, Online-Marketing-Firmen zusammengeschlossen haben.

Saxe hätte die Kreativwirtschaft für Bremen gern als ein weiteres „Innovationscluster“ der Wirtschaftsförderung eingeführt – neben den Bereichen „Windenergie“, „Luft- und Raumfahrt“ und „Maritime Wirtschaft“, für die es ein eigenes „Clustermanagement“ gibt. Für die Branche aber sei dies nicht das richtige Modell: „Die Leute arbeiten selbstbestimmter, wir wollen da nichts von oben überstülpen“, so Saxe.

Unter Federführung des Wirtschaftsressort soll daher eine Jury geschaffen werden, die den flexiblen Anforderungen von MusikerInnen, Filmschaffenden, DesignerInnen oder SpieleentwicklerInnen gerecht werde und die die Gelder möglichst unter Beteiligung der Akteure selbst verteilt. „Uns schwebt eine Größenordnung von sechs Projekten vor, die gefördert werden sollen“, so Andreas Kottisch, Wirtschaftspolitiker der SPD-Fraktion. Ein indirektes Ziel sei, dass bremische Unternehmen ihre kreativen Leistungen vermehrt in Bremen einkaufen. „Die Unternehmen wissen oft nicht, was hier für Leistungen erbracht werden.“ Das gelte für alle Bereiche, ob nun Design, Architektur oder Malerei. Wie die Förderung aber genau aussehen soll, muss noch ausgearbeitet werden.

Als zu „unkonkret“, obgleich in der Sache richtig, hatte der Linkspartei-Abgeordnete Peter Erlanson einen Antrag bezeichnet, der im März die Grundlage für den neuen Haushaltstitel geschaffen hat: Die Bürgerschaft beauftragte den Senat, ressortübergreifend eine Wachstumsstrategie für die Kreativwirtschaft zu entwickeln. Diese soll zu einem Schwerpunkt des Standortmarketings werden. Alle zwei Jahre soll der Bürgerschaft dazu ein Fortschrittsbericht vorgelegt werden.

Kreativ zeigten sich übrigens auch die Koalitionsfraktionen aus SPD und Grünen bei der Geldbeschaffung: Die 500.000 Euro werden über zwei Jahre von den über zwölf Millionen Euro an EU-Mitteln abgezwackt, die Bremen aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung (EFRE) erhält. „Wir hätten die Projekte auch direkt mit EFRE-Mitteln fördern können“, so der SPD-Wirtschaftspolitiker Andreas Kottisch zur taz, „aber die Kreativen sollen das Geld ja möglichst selbst verteilen, und wir waren uns nicht sicher, ob dies einer EU-Prüfung standhält.“ 2014 und 2015 soll die Million wieder zurückfließen. KIS