LESERINNENBRIEFE
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Nato schließt Rohstofflücke

■ betr.: „Politik soll Rohstofflücke schließen“, taz vom 26. 8. 09

Mich erstaunt, dass dieser Artikel keinen größeren Aufschrei des Entsetzens bei der taz ausgelöst hat. Und schöner kann man es gar nicht formulieren: Das, was die Nato gerade im Irak und in Afghanistan macht, ist das Schließen einer Rohstofflücke. So ruft die Industrie die Bundesregierung zum bewaffneten Einsatz auf. Und beklagt sich gleichzeitig ungestraft darüber, dass sie in Naturschutzgebieten keinen Raubbau treiben darf.URLICH KIMMIG, Tübingen

Politik von gestern

■ betr.: „Für Genkartoffeln und Tierfabriken“, taz vom 27. 8. 09

Die deutsche Bevölkerung hat sich von Beginn an gegen die grüne Gentechnik ausgesprochen. Herr Folgart, der im Kompetenzteam von Herrn Steinmeier der Agrarpolitik ein neues Gesicht geben soll, ist da ganz anderer Meinung. Er fordert offen den Anbau einer genetisch veränderten Kartoffelsorte und damit die Legalisierung der grünen Gentechnik in Deutschland. Mit dieser Äußerung schürt er nicht nur Ängste und begründete Bedenken, sondern missachtet den Willen des Volkes. Fazit: Eine Politik von gestern und an den Menschen vorbei. Das ist weder sozial noch demokratisch! NILS ARINGER, Leer

SPD am Ende

■ betr.: „SPD will die Genkartoffel“, taz vom 27. 8. 09

Man kann nur feststellen, dass die SPD am Ende ist. Wie kann ein Kanzlerkandidat einen Menschen wie Udo Folgart zum Schattenagrarminister ernennen. Dieser Mensch ist mit seinen Ansichten rückständiger als jeder Landwirtschaftsminister von Union und Liberalen seit 1949. REINHARD SCHARNHÜLZ, Kerpen

SPD betreibt Kernspaltung

■ betr.: „Für Genkartoffeln und Tierfabriken“, taz vom 27. 8. 09

Es wird der SPD kaum helfen, wenn sie durch einen Agrarminister im Schattenkabinett von Franz-Walter Steinmeier einen Befürworter der grünen Gentechnik und Industriekapitän mit Rinderlagerhallen der FDP zugeneigte Wähler abspenstig machen will. Im Gegenteil: Sie betreibt Kernspaltung. Es bleibt ein Rest von Atomgegnern wegen Sigmar Gabriel im Laden, die anderen wählen gar nicht oder gehen fremd. Denn SPD-Wähler sind – wie andere auch – in wachsendem Maße bewusste Verbraucher, die in vielerlei Hinsicht vorgeschädigt sind. Was SPD und FDP unter Wirtschaft verstehen, zeugt im Jahrhundert des Klimawandels und weiteren Unberechenbarkeiten von Blindheit. GISELA VON CANAL, Ulm

Schleimiges Gesülze

■ betr.: „Wir wollen Schwarz-Grün“, sagt der Marketingchef der WAZ-Gruppe und Bürgermeisterkandidat, taz vom 28. 8. 09

Seit wann gestattet denn die taz Parteienwerbung? So ein verlogenes, schleimiges Gesülze kann nur von einem „ehrenhaften Berufspolitiker“ abgesondert werden, der „in der Krise bereits viel geleistet hat“. Einfach widerlich! GERNOT ZOTHNER, Schömberg

Mächtige Zumutung

■ betr.: „Wir wollen Schwarz-Grün“

Heute mutest du mir mal wieder mächtig was zu. Zweimal kommen CDU-Politiker groß zu Wort. Schon vor Wochen orientierte die taz auf Schwarz-Grün. Und zugleich immer munter auf die Sozen eindreschen. Was verspricht sich die taz eigentlich davon? CHRISTIAN RODE, Kassel

Mentale Mittelschicht

■ betr.: „Heimliche Eliten“, taz vom 21. 8. 09

Frau Herrmann enthält uns eine wichtige Erkenntnis vor: Die im Schweigen manifestierte (relative) Zufriedenheit der Arbeitnehmerschaft gründet darin, dass sie sich als Angehörige der Middle Class empfinden. Diese Klassenzugehörigkeit wird bei uns nicht, wie in anderen Ländern, finanziell nach einer mittleren Gehaltsklasse, sondern mental definiert: Mittelklasse ist, wer noch eine genügende Zahl unter sich weiß – also Hartz IV plus 1 Euro. Fragen Sie eine Arzthelferin mit 1.200 brutto, ob sie sich als Middle Class empfindet, sie wird Ja sagen – und die Antwort wird sich nicht ändern, wenn der Lohn um 8 Prozent gesenkt würde.KLAUS MÜLLER, Neukirchen-Vluyn