Aktionswoche gegen Feminizide

Mit Film, Vortrag und einer Mahnwache wollen Initiativen anhaltende Gewalt gegen Frauen anprangern

Von Johanna Gloede

Ganz ruhig sitzt sie da, die bronzene Frau, mit unbewegtem Gesicht, ein kleiner Vogel auf der Schulter. Sie wirkt entrückt von all dem Trubel, den es um diese Statue schon gab, seit der Korea-Verband sie im September 2020 in Moabit aufgestellt hat. Die Statue erinnert an das Schicksal der sogenannten Trostfrauen, die in der Zeit des Asien-Pazifik-Kriegs in die Zwangsprostitution verschleppt wurden. Und um gegen anhaltende Feminizide und sexualisierte Gewalt zu protestieren, ruft die AG „Trostfrauen“ nun zu einer Aktionswoche auf.

Feminizid bezeichnet den Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Jeden dritten Tag gibt es einen solchen Mord in Deutschland – und gerade an diese Aktualität will die Aktionswoche anknüpfen. Bei einer Filmvorführung geht es am Dienstag um das Schicksal der philippinischen Trostfrauen. Bei einem Vortrag wird es am Sonntag, 13. August, darum gehen, dass auch Frauen aus Deutschland Opfer von japanischer Zwangsprostitution wurden. Mit einer Mahnwache am Montag, 14. August, zum „Internationalen Gedenktag an die Trostfrauen“ soll an ihr Schicksal erinnert werden.

Die Aktionen der AG in Berlin sollen auch an die deutsche Verantwortung erinnern, eigene Verbrechen an FLINTA*-Personen aufzuarbeiten. „Die deutsche Regierung muss sich ihrer kolonialen Vergangenheit und insbesondere ihrer Verantwortung gegenüber den Frauen bewusst werden, die unter der Kolonialherrschaft körperliche oder auch sexualisierte Gewalt erfahren haben“, sagte eine Sprecherin vom Korea-Verband der taz. Der Wunsch der Organisation ist, die Politik zu mehr internationaler Zusammenarbeit zu bewegen, um systemische Verbrechen an FLINTA* konsequent aufzuarbeiten.

Berlin sei ideal für die Vernetzung mit internationalen Organisationen, die sich ähnlichen Zielen verschrieben haben. Die AG-Sprecherin sagte der taz, es gäbe eine „unbeschreiblich schöne Solidarität“ zwischen verschiedensten FLINTA*-Organisationen. Feminismus werde von immer mehr Organisationen internationaler und vernetzter gedacht, auch die Rechte von BIPoC rückten so mehr in den Fokus.

Auch die Idee einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung für die Aktionswoche sei der Vernetzung durch Organisationen wie der Internationalist Feminists Alliance entsprungen. Bei der Auftaktveranstaltung am Donnerstag hatte die AG gemeinsam mit dem kurdischen und dem ezidischen Frauenrat an den Feminizid und Genozid gegen die Ezi­d*in­nen durch den IS im Şengal im Jahr 2014 erinnert.

Mit ihren Aktionen will die Trostfrauen AG auch an deutsche Verantwortung erinnern

Wie aktuell auch längst vergangene Verbrechen heute noch sind, zeigt sich daran, dass Japan weltweit gegen Trostfrauenstatuen vorgeht. Auch die Statue in Moabit ist der japanischen Regierung ein Dorn im Auge. Sie hat wiederholt versucht, den Bezirk Mitte und letztlich auch Olaf Scholz auf seiner Japan-Reise dazu zu bringen, die Staute zu entfernen und versucht, beständig Druck in diese Richtung auszuüben.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte hatte im November 2022 beschlossen, dass die Statue mindestens bis Herbst 2024 bleiben wird. Der Korea-Verband und die AG „Trostfrauen“ setzen sich weiter dafür ein, dass sie dauerhaft dort stehen bleiben kann. Durch einen Wettbewerb soll es ermöglicht werden eine dauerhafte Statue zu installieren. In welcher Form die bisherige Statue in das neue Kunstprojekt integriert wird, bleibt vorerst offen.

Die Aktionswoche gegen Feminizide und sexualisierte Gewalt läuft noch bis zum 14. August und endet mit einer Mahnwache zum 11. Internationalen Gedenktag für die Trostfrauen am Brandenburger Tor.