rechtsextremismus in der schule
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Ein Hilferuf zweier Lehrkräfte und seine Folgen

Von Ralf Pauli

Im April haben zwei Branden­burger Lehrkräfte recht­s­ex­treme Vorfälle an ihrer Schule im Spreewald öffentlich gemacht und damit eine breite Debatte ausgelöst. In dem zunächst anonymen Brandbrief schilderten sie einen Alltag, in dem Schü­le­r:in­nen mit Migrationshintergrund tagtäglich rassistisch beleidigt und bedroht werden, Jugendliche im Unterricht den Hitlergruß zeigen und couragierte Lehrkräfte im Kollegium alleine dastehen.

Die Verfasser beklagten in dem Brief eine „Mauer des Schweigens“ und forderten in eine „Null-Toleranz-Politik“ gegen Rechtsextremismus, Homophobie und Sexismus. Das Kultusministerium in Potsdam hatte daraufhin das Schulamt eingeschaltet und unter anderem Gespräche mit der Schulleitung geführt.

Drei Monate später haben die beiden Lehrkräfte Max Teske und Laura Nickel die Schule nach Anfeindung von Seiten der Eltern verlassen. Von der versprochenen Unterstützung zeigt sich Teske enttäuscht (siehe Interview). Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hat alle Lehrkräfte dazu aufgerufen, rechtsextreme Vorfälle zu melden, zur Not an der Schulleitung vorbei. Freiberg kritisierte aber, dass Teske und Nickel sich an die Presse und nicht zuerst an das Ministerium gewandt haben.

Nach dem Vorfall in Burg verzeichnete Brandenburg einen sprunghaften Anstieg von rechtsextremen Vorfällen an Schulen. Allein im Mai zählte das Ministerium in Potsdam 34 entsprechende Vorfälle. Auch Schulen in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern meldeten zuletzt deutlich mehr rechtsextreme Vorfälle.

Bundesweite Zahlen stehen nicht zur Verfügung – auch weil sich die Meldepflichten in den Bundesländern teils stark unterscheiden. Die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht aktuell jedoch keinen Bedarf für eine bundesweit einheitliche Meldepraxis.