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: Angriff mit Bulldozern auf Zyperns UN-Pufferzone

Sie gingen brutal vor: Zuerst rammten sie mit Bulldozern die geparkten weißen Jeeps mit der Aufschrift „UN“ und schoben die Fahrzeuge weg. Dann beseitigten sie die Stacheldrahtrollen, die die UN-Friedensmission für Zypern (UNFICYP) auf dem Sandboden befestigt hatte. Schließlich drängten sie die UN-Soldaten zurück. Drei wurden dabei verletzt.

Was sich am Freitag in der von der ­UNFICYP kontrollierten Pufferzone abspielte, ist verstörend. Sie wurde eingerichtet, nachdem türkische Truppen völkerrechtswidrig Zypern im Juli 1974 angegriffen haben und 1983 eine „Türkische Republik Nordzypern“ ausgerufen wurde, die aber nur von der Türkei anerkannt ist. Bis heute ist die Insel faktisch geteilt. Im Süden liegt die griechische Republik Zypern. Die Pufferzone befindet sich dazwischen.

Der Ort Pyla (Türkisch: Pile) liegt in der Zone und ist der einzig verbliebene mit griechischen und türkischen Zyprioten. Sie leben friedlich zusammen. Doch was am Freitag ganz in der Nähe des Orts passierte, war nicht friedlich – und die Täter entlarvten sich selbst.

„Wir fuhren um 5 Uhr mit 22 Fahrzeugen zum kritischsten Punkt, dem Onevler-Gebiet. Mit dabei waren sieben Polizisten, ich und meine Leibwächter. Die UN-Kräfte kamen mit einer Gruppe von 40 bis 45 Personen“, erklärte Bülent Bebek, Bürgermeister von Pergamos (Türkisch: Beyarmudu), vier Kilometer nördlich von Pyla, der türkischen Zeitung Yeni Safak. Er habe befohlen, „die Straße zu räumen“. Dann hätten seine Leute die UN-Kräfte mit Gewalt zurückgedrängt.

Wie der „Außenminister“ der „Türkischen Republik Nordzypern“, Tahsin Ertuğruloğlu, erklärte, soll eine 11,6 Kilometer lange Straße nach Pyla „verbessert und ausgebaut“ werden. Das Projekt habe „nur humanitäre Gründe“.

Die UNFICYP verurteilte die Angriffe am Freitag aufs Schärfste: Die Bedrohung der UN-Friedenstruppen und die Beschädigung von UN-Eigentum „stellen nach internationalem Recht ein schweres Verbrechen dar“. Ungenehmigte Bauarbeiten in der Pufferzone werde die UNFICYP energisch verhindern. Aber das Wochenende sei in Pyla ruhig verlaufen

Auch der UN-Generalsekretär António Guterres sowie die EU verurteilten den Angriff. Die Republik Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied, de jure gilt dies für die ganze Insel. Die US-Botschaft auf Zypern bat alle US-Bürger, „sich von der Region Pyla fernzuhalten“.

In Schweigen hüllt sich Russland, es soll die Herausgabe einer Erklärung des UN-Sicherheitsrats, die den Angriff in Pyla verurteilt, blockieren. Der von London vorgelegte Entwurf werde von den USA und Frankreich unterstützt, auch China sei dafür. Die heikle Causa Pyla soll am Montag auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats erörtert werden. Ferry Batzoglou, Athen

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