Rechtsextremismus an Schulen: Neue Leitung nach rechten Vorfällen

Nach rechtsextremen Vorfällen an einer Schule im brandenburgischen Burg hat das Land zum neuen Schuljahr einen neuen Schulleiter eingesetzt.

Ein teilweise entfernter rechtsradikaler Aufkleber ist an einem Verkehrsschild vor der Grund- und Oberschule im Spreewaldort Burg zu sehen.

„Verpisst euch nach Berlin“, hetzten Neonazis in Burg nach dem Brief gegen die beiden Leh­re­r*in­nen Foto: Patrick Pleul/dpa

BERLIN taz | Nach dem Skandal um rechtsextreme Vorfälle an einer Schule im brandenburgischen Burg setzt das Land einen neuen Schulleiter ein. „Mit dieser Neubesetzung ist die Hoffnung verbunden, eine Neuausrichtung innerhalb der Schulgemeinschaft zu ermöglichen, nachdem unruhige Zeiten hinter der Grund- und Oberschule Mina Witkojc liegen“, so eine Sprecherin des Bildungsministeriums am Mittwoch zur taz. Die bisherige Schulleiterin habe auf eigenen Wunsch um Entbindung von der Stelle gebeten und werde neue Aufgaben an einem anderen Ort übernehmen, so das Ministerium weiter.

Neuer Leiter ist der 63-jährige Markus Mandel, zuvor stellvertretender Leiter an der Theodor-Fontane-Schule in Cottbus. Er sei wegen seiner „fachlichen und persönlichen Kompetenz sowie seiner Erfahrung beim Umgang mit herausfordernden Situationen“ eingesetzt worden, so das Ministerium.

Zwei Lehrkräfte aus Burg im Spreewald hatten im April in einem Brandbrief tägliche rechtsextreme Vorfälle wie Hakenkreuzschmierereien, Hitlergrüße und rassistische, sexistische und homophobe Anfeindungen an ihrer Schule öffentlich gemacht. Außerdem hatten sie kritisiert, wie selten Kol­le­g*in­nen oder die Schulleitung dabei einschreiten. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Danach hatten sich weitere Schulen mit ähnlichen Erfahrungen an die Öffentlichkeit gewandt. Im ersten Halbjahr hat das Bildungsministerium rund 100 Fälle von Rechtsextremismus an Schulen verzeichnet – rund 40 mehr als im Schuljahr zuvor.

Leh­re­r*in­nen zeigen sich erfreut

Die beiden Leh­re­r*in­nen Max Teske und Laura Nickel waren nach dem Brandbrief massiven Anfeindungen ausgesetzt und verließen die Schule im Juli. Über den Wechsel zeigen sie sich gegenüber der taz erfreut: „Das ist ein gutes Zeichen und ich hoffe, dass sich mit der neuen Schulleitung etwas verändert“, sagt Nickel zur taz.

Wichtig sei vor allem, solche Vorfälle ernst zu nehmen und klare Haltung gegen Rechtsextremismus zu zeigen, so die Lehrerin, die mittlerweile an einer anderen Schule in der Region arbeitet. Kol­le­g*in­nen müssten von der Schulleitung dazu angehalten werden, dass rechtsextreme Äußerungen nicht geduldet werden. Von der alten Schulleitung hätte sie sich hier mehr Rückhalt gewünscht, so Nickel. Ausschlaggebend für den Wechsel sei das aber nicht gewesen: „Ohne die Anfeindungen wäre ich geblieben.“ Ob es an ihrer neuen Schule besser sein wird, wird sich im neuen Schuljahr zeigen. „Diese Probleme gibt es überall“, sagt Nickel.

Der Wechsel in der Schulleitung sei „genau das richtige Zeichen“, sagt Max Teske, der gemeinsam mit Laura Nickel das Bündnis „Schule für mehr Demokratie“ mitgegründet hat, das Lehrkräfte ermutigen soll, offen gegen Rechtsextremismus einzutreten. „Die Schule und das Bildungsministerium sollten nun die Chance nutzen, um langfristig nicht nur an dieser Schule, sondern in ganz Südbrandenburg etwas zu ändern“, so Teske zur taz.

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