Ukrainisches Getreide: Export via Kroatien

Weil Russland das Schwarze Meer blockiert, sucht die Ukraine nach alternativen Handelswegen. Nun hat Kyjiw eine Absprache mit Kroatien getroffen.

Vor blauem Himmel wird mit mehreren Mähdreschern ein Getreidefeld geerntet

Die Ukraine versucht, einen Teil der Getreideernte über die Donau nach Kroatien zu exportieren Foto: Alexander Ermochenko/reuters

BERLIN taz | Bei der Suche nach alternativen Wegen für Getreidelieferungen ist die Ukraine fündig geworden. Am Dienstag gab das ukrainische Außenministerium eine Einigung zwischen der Ukraine und Kroatien bekannt. Ukrainisches Getreide soll demnächst erst über die Donau nach Kroatien und danach per Bahn an die Adriaküste geliefert werden. Danach ist der Export der Agrargüter über die dortigen kroatischen Häfen angedacht.

Derlei Lösungen sind notwendig, weil Russland Mitte Juli das von den Vereinten Nationen (UN) und der Türkei vermittelte Getreideabkommen nicht verlängerte. Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreide- und Agrarhandelsschiffe zog Moskau daraufhin zurück.

Genaue Angaben über die Getreidemenge, die über kroatische Häfen ersatzweise ausgeführt werden sollen, wurden nicht erwähnt. Der kroatische Außenminister, Gordan Grlić Radman, besuchte am Montag seinen ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba in Kyjiw. „Wir werden nun daran arbeiten, möglichst effiziente Routen zu diesen Häfen einzurichten und das Beste aus dieser Gelegenheit zu machen“, sagte Kuleba. Kyjiw versucht, die Exporte auf dem Landweg über die Europäische Union (EU) zu steigern.

Im Rahmen des kroatisch-ukrainischen Treffens wurde unter anderem auch eine internationale Konferenz zur Entminung der Ukrai­ne am 11. und 12. Oktober in der kroatischen Hauptstadt Zagreb angekündigt. Kroatien berät und unterstützt die Ukraine bereits bei Entminungsinitiativen, denn Minen und andere explosive Kriegsrückstände sind ein gefährliches Erbe des Kroatienkriegs von 1991 bis 1995.

Telefonat zwischen Erdoğan und Putin geplant

Um den im Juli 2022 beschlossenen Schwarzmeer-Getreidedeal wiederzubeleben, werden laut türkischen Medien seitens Ankara weiterhin diplomatische Bemühungen in Gang gebracht. Demnach sei ein Telefonat zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin für Mittwoch geplant. Erdoğan stellt sich selbst seit dem Beginn des Ukraine­krieges als ein globaler Akteur dar und bemüht sich um eine Vermittlerrolle zwischen Moskau und Kyjiw, zum Beispiel beim Gefangenenaustausch.

Seit Montag kursieren ebenfalls Informationen darüber, dass drei zivile, aus Griechenland und Israel gekommene Frachter unter türkisch-georgischer Flagge die russische Schwarzmeerblockade durchbrochen hätten. Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes schreibt, dass Nato-Flugzeuge die Schiffe bis zum ukrainischen Getreidehafen in Ismail im Donaudelta, nahe der rumänischen Grenze, begleitet hätten.

Nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums hat das russische Militär seit Mitte Juli circa 180.000 Tonnen Getreide zerstört und 26 Hafenanlagen, wie in Odessa, beschädigt. Rund 33 Millionen Tonnen Getreide wurden laut UN-Angaben während der fast einjährigen Laufzeit der multilateralen Vereinbarung exportiert – vor allem Mais (51 Prozent) und Weizen (27 Prozent). Russland und die Ukrai­ne zählen zu den weltweit größten Getreideproduzenten.

Nach dem Afrika-Russland-Gipfel in Sankt Petersburg am 27. und 28. Juli sagte Putin, dass russische Unternehmen dank des Rückzugs aus dem Schwarzmeer-Getreideabkommen bei steigenden Getreidepreisen mehr Gewinne erzielen würden, die Russland dann „mit den ärmsten Ländern teilen“ würde.

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