Doku-Heldinnen des DFB: Fast alles außer Fußball

Was passiert nach dem deutschen WM-Ausscheiden mit der Heldinnen-Doku „Born for this“? Einfach weiter so, Fußball spielt dort eh kaum eine Rolle.

Sara Doorsoun bei einem Spiel mit dem Ball auf dem Feld.

Doku-Protagonistin Sara Doorsoun spielt ab und an auch fürs deutsche Nationalteam Foto: Asanka Brendon/reuters

Die Macher der Dokumentation „Born for this“ haben ein kleines Problem mit der Realität. Eigentlich sollten Dokumentare mit der Realität kein Problem haben. Aber das historisch frühe deutsche Ausscheiden passt nun wirklich nicht in dieses Filmprojekt hinein – genausowenig wie in die Terminplanung von DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

Denn diese Dokumentation sollte eine besondere mit einem übergeordnetem Vorhaben werden. Die Sichtbarkeit des Frauenfußballs soll vergrößert werden. Der DFB hat dazu ein Strategiepapier verfasst und sich als einer der Finanziers dieser Doku eingebracht. Für die Senderechte zahlten ARD (Staffel 1) und nun ZDF (Staffel 2). Ein toller PR-Deal im Doppelpass mit den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern.

Die erste Folge, die vor der WM ausgestrahlt wurde, hieß schon „Licht und Schatten“, wer will sich nun den Titel für das WM-Desaster ausdenken? Sollen die Spielerinnen etwa Näheres über die Risse zwischen Team und Trainerinnenstab erzählen, von denen derzeit berichtet wird? Soll über die taktische Einfallslosigkeit gesprochen werden und wie die deutschen Fußballerinnen das so im Training empfunden haben? Wird jetzt zu hören sein, was die Betroffenen von der Wahl des WM-Quartiers in der völligen Abgeschiedenheit dachten? Will man die größte Unsichtbarkeit deutscher Fußballerinnen bei einem WM-Turnier thematisieren?

Fast alles außer Fußball

Keine Sorge, „Born for this“ wird eine ganz besondere Doku bleiben, die sich ihr Drehbuch auch nicht von der aufdringlichen Realität diktieren lässt. Sicherlich wird es etwas anspruchsvoller, die Heroisierung der deutschen Fußballerinnen, die in den bisherigen Folgen mit ewig langen Nahaufnahmen, unterlegt mit emontionsgeladener Musik, vorangetrieben wurde, fortzuführen.

Allerdings erleichtert die bisherige Machart von „Born for this – mehr als Fußball“ die Aufgabe. „Fast alles außer Fußball“ wäre nämlich die bessere Titelergänzung. Anders als beim Männerfußball soll hier nämlich die Identifikation scheinbar vornehmlich über Lebensgeschichten hergestellt werden. Über die Beziehung Sara Doorsouns zu ihrem Vater wissen womöglich mittlerweile mehr Bescheid als über ihr Stellungsspiel in der Abwehr. Und die künstliche Befruchtung, der sich die Freundin von Svenja Huth unterzog, haben einige in besserer Erinnerung, als für welchen Verein Huth noch einmal spielt.

Es macht also gar nichts, dass die Dokuproduzenten nicht genug Kamerateams in Wyong stationiert hatten, welche die gesplittete Heimreise der gescheiterten Fußballerinnen hätten begleiten können, weil der DFB so früh keinen gemeinsamen Heimflug vorgesehen hatte.

Es gibt schließlich noch einige liegengebliebene Themen in Augenschein zu nehmen. Der Tod von Alexandra Popps Vater muss noch kollektiv aufgearbeitet werden. Und wie Mittelfeldspielerin Melanie Leupholz das mit dem Baby geschafft hat, wäre vermutlich schon genug Stoff für eine ganze Folge.

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Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.

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