wortwechsel
: Infrastrukturplanung trotz Flugscham

Wir brauchen Lösungen im ökologischen Dilemma von Fernweh und Klimaschutz. Frauen mögen manchmal Spinnen, aber nie das Macho-Gehabe von Fußball-Präsidenten

Ab in den Urlaub! Oder zur Familie ins Ausland – die Insassen des Fliegers sieht man nicht von unten Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Eine starke LINKE

„Verachtung des Proletariats“,

wochentaz vom 12.–18. 8. 23

Noch mehr Zerstückelung der LINKEN. Das ist genau, was die Reaktionären anstreben. Siehe Italien! Einigung und Kompromisse in der Partei sollten das Ziel sein. Meine Vision: Sahra Wagenknecht als Vorsitzende einer Koalition aus LINKE und SPD. Wähle bei wichtigen Wahlen nur SPD, weil jede Stimme für die LINKE keinen Schritt zum Regieren bedeutet.

Motzen kann jeder, aber Politik als Selbstzweck schadet nur der Demokratie und gibt den Undemokraten (AFD) die Möglichkeit, alles zu blockieren. Für eine starke LINKE, die alle fortschrittlichen Demokraten mit einbindet – gegen betreutes Denken und die ewig Gestrigen.

Hubertus Heeremann, Buonconvento

Nachrechnen

„China ist der größte Umweltzerstörer“,

wochentaz vom 12.–18. 8. 23

Der Anteil Chinas, der USA und Indiens am weltweiten CO2-Ausstoß beträgt nicht 75 Prozent, wie Sloterdijk sagt, sondern 52 Prozent. Deutschland und die 187 Staaten der Welt, die noch weniger emittieren als wir, kommen zusammen auf 37 Prozent. Wenn die alle sagen „lassen wir den Flohzirkus, bringt eh nichts“, dann haben wir keine Chance, die Emissionen der Welt auf die dringend benötigte Netto-Null runterzufahren. Dass ich das einem Sloterdijk schreiben muss!

Gregor Bauer, Düren

Frauen und Spinnen

„Forschen in der Finsternis“,

wochentaz vom 12.–18. 8. 23

In der wochentaz steht ein Artikel von Enno Schöningh über Špela Borko, eine Höhlenforscherin. In der Überschrift steht: „Enge Räume, Dunkelheit und Spinnen machen Spela Borko nichts aus“. Ich denke nicht, dass die Überschrift so gewesen wäre, wenn Špela ein Mann gewesen wäre. Frauen und Spinnen und (männliche?) Vorurteile … Hatte Enno vielleicht selber Angst vor Spinnen oder was anderes während der Expedition?

Anne Harmsen, Berlin

Macho-Gehabe

„Endlich wieder Fußball!“,

wochentaz vom 15.–21. 7. 23

Einige Zeitgenossen scheinen es noch immer nicht verstanden zu haben: Unter den Augen der ganzen Welt knutscht der Präsident des spanischen Fußballverbandes alle frischgebackenen Weltmeisterinnen ab. Ich dachte, in dieser Post-Me-too-Zeit wäre so etwas nicht mehr möglich, und traute meinen Augen nicht. Was nimmt sich dieser Mensch heraus? Und die Frauen müssen es sich gefallen lassen?! Nein, müssen sie nicht. Sie hätten den Mumm haben sollen, „Stopp!“ zu sagen.

Eine nachträgliche Entschuldigung reicht da bei Weitem nicht aus. Ein Rücktritt ist die einzige Konsequenz! Und außerdem eine Therapie, die diesem Mann sein peinliches Macho-Gehabe austreibt.

Achim Bothmann, Hannover

Gemeinsam

„Das Blaue vom Himmel“,

wochentaz vom 19.–25. 8. 23

Ich habe gespürt, dass nach der Coronakrise viele Menschen wieder fliegen werden und sie die „Coronaabstinenz“ als Rechtfertigung nehmen, um sich weiter, und noch vermehrt, klimaschädlich zum Beispiel durch Fliegen zu verhalten, und dabei keine Flugscham erleben. In meiner Familie wird exzessiv geflogen. Dabei sind das alles wohlhabende, aufgeklärte Menschen aus der Mittelschicht, teilweise bei FFF, bei den Grünen und der Letzten Generation aktiv.

Dass am 6. Juli 134.386 Flieger in der Luft waren, bestätigt auf der einen Seite mein Gefühl, erschreckt mich andererseits maßlos und macht mich fassungslos. Meine Sicht wäre folgende: Es ist richtig, dass Konsumenten allein die Klima- und Biodiversitätskrise durch das Verändern ihres Konsums nicht beheben können. Der Staat allein aber auch nicht. Er braucht Unternehmer, die ihre Produk­tionsweise radikal verändern, auf die Produktion klimaschädlicher Produkte verzichten/Geschäftsmodelle aufgeben, und Konsumenten, die nicht nur von Klimaschutz reden, sondern diesen auch als Maßstab ihres Verhaltens betrachten.

Helmut Velke, Selmsdorf

Arbeitsplätze

„Das Blaue vom Himmel“,

wochentaz vom 19.–25. 8. 23

Ulrike Herrmann ist natürlich mit Recht gegen die Vielfliegerei. Was die ökonomischen Folgen angeht, sind ihre Überlegungen aber nicht ausreichend. Ca. 850.000 Menschen, deren deutscher Arbeitsplatz oder Unterhalt daran hängt, sind ja nur der kleinere Teil der Betroffenen.

Da kann der deutsche Staat sicher was tun. Aber was ist mit den Menschen, die auf Bali, Kuba, den griechischen Inseln oder eben auch den Kanaren vom Tourismus leben? Die betroffenen Länder sind sicher nicht alle wirtschaftlich fähig, schnell alternative Arbeitsplätze zu generieren.

Heike Jellen, Düsseldorf

Ökologisches Dilemma

„Das Blaue vom Himmel“,

wochentaz vom 19.–25. 8. 23

Dass der internationale Flugverkehr, wie hier auch geschrieben wird, zunimmt, ist außerhalb Deutschlands fester Bestandteil jeder Infrastrukturplanung. Also muss für das ökologische Dilemma nach Lösungen gesucht werden. „Scheiße“ schreien und festkleben reicht nicht.

Wir können im Übrigen nicht Immigration als notwendig erachten und den Menschen anschließend untersagen ihre Familien zu besuchen, wenn sie das Geld zusammengespart haben. Das würde ich subtilen Rassismus nennen.

Die Zahlen, die bezüglich der Kosten für regenerativen Kraftstoff (aus der Luft mittels regenerativem Strom) in den Raum geworfen werden, werden ja immer abstruser. Was die Autorin hier in den Ring wirft, toppt aber alles. 40-mal so teuer. Schade, dass eine Ökonomin anscheinend aus der Erde gepumptes Rohöl mit fertigem synthetischen Flugbenzin vergleicht.

Heiner Petersen auf taz.de

Dicke Bücher

„Prinzipien der Wälzer“,

wochentaz vom 5.–11. 8. 23

Ihre Einschätzung mag aus meiner Sicht für einige (wenige) dicke Bücher gelten, ich glaube aber viel mehr, dass wir es verlernt haben zu lesen. Heute gilt; kurzer Text, maximaler Inhalt, ja nicht zu viel Tiefe. Versuchen Sie mal auf den Stil im Buch zu „hören“ und Sie werden merken, dass es eine gewisse Zeit braucht, um den Autor zu „verstehen“.

Wie bei einem Waldspaziergang bei Regen­ … nicht die Schritte zählen, sondern das Geräusch des fallenden Regentropfens auf das Blatt des Ahorns.

Wilhelm Geschossmann, Ramsau