Klangvoller Kiez

FESTIVAL Mehr Clubs, mehr Bands: Das Reeperbahnfestival hat sich etabliert. Dieses Jahr spielen ab dem 24. September 170 Bands

VON EVA-MARIA MUSHOLT

Im Hamburger Rotlichtviertel öffnen sich zum dritten Mal für drei Tage die Pforten von 21 Clubs, Kneipen und Theatern für das Reeperbahnfestival mit insgesamt 170 Künstlern der neuen internationalen Musik. Von Beginn an dabei ist Detlef Schwarte, Teilhaber der Reeperbahnfestival GbR und Mitveranstalter des Festivals. „Die Planung geht von einem Festival nahtlos ins andere über“, sagt er. Mittlerweile präsentiere sich das Festival auch international, auf dem Eurosonic Festival in Groningen oder dem legendären South by Southwest Festival in Austin, Texas.

Dort entstand vor vier Jahren auch die Idee: Einen guten Überblick über Trends der internationalen Musikszene zu geben. Bei den Bands setzt man auf die heiß gehandelten Musiker von morgen. Ihr einmaliges Konzept sei die große Auswahl. „Das ist, was die Menschen mögen oder beginnen zu mögen. Einfach hinzugehen und zu entdecken.“ Für eine Veranstaltung dieses Ausmaßes bietet die Reeperbahn die besten Voraussetzungen.

„Nur Hamburg hat eine so ausgeprägte Clubszene“, sagt Schwarte. „Die Vielfalt der Bands spiegelt sich in der Vielfalt der Clubs wieder.“ Man kann mit Elektro-DJs wie Egotronics oder Frittenbude im Uebel und Gefährlich feiern, Jazzanova live werden gemeinsam mit dem Crooner Paul Randolph grooven, dass das Schmidt’s Tivoli bebt. Wer es ruhiger mag, widmet sich zum Beispiel Gemma Ray, deren Film-Noir-Lieder eine verhaltene Leichtigkeit ausstrahlen.

Clubs wie das Docks und die Große Freiheit 36 stehen an zwei Abenden zur Verfügung und erstmals auch die O 2 World auf dem Heiligengeistfeld. International renommierte Künstler wie Deichkind oder José Gonzales bilden das Sahnehäubchen des dreitägigen Events. Diese brauche man trotz der Entdeckerlust der Besucher eben auch.

Ein kulturorientiertes Rahmenprogramm verspricht das Festival ebenfalls. Auf dem Hamburger Spielbudenplatz findet erneut die in Europa einzigartige Musikposter-Ausstellung „Flatstock Europe“ statt. Rund 30 Künstler werden dort ihre Siebdrucke ausstellen. Das Hamburger Charity-Projekt „Viva con Agua“, das Entwicklungsländer mit Trinkwasser versorgt, präsentiert einen großen Wasserwand-Contest, dessen Gewinner während des Festivals die ca. 100 Quadratmeter große Wand des Hauses Wohlwillstraße 54 in ein Kunstwerk verwandeln wird.

Ganz neu in diesem Jahr ist der Reeperbahn Campus für Vertreter der Kreativwirtschaft, eine Art Konferenz mit aktuellen, für die Musikindustrie wichtigen Themen. Es geht um „Klubkonzerte in der Krise“ oder „neue europäische Festivalkonzepte“. Die Konferenz ist für Fachpublikum, beinhaltet aber eine für Festivalbesucher zugängliche Show mit Ray Cokes, einem der ersten MTV-Moderatoren.

Dass das Festival nach der eigentlichen Saison stattfindet, stellt für die Veranstalter überhaupt kein Problem dar. „Wir unterscheiden uns ganz eklatant von den Open-Air-Festivals dadurch, dass es um Klubkonzerte geht – und das in einer einmaligen Häufung“, so Schwarte. Und so werden ab 24. September Menschen mit bunten Bändchen am Arm das Stadtbild prägen. Und wenn sie Glück haben, können sie die Bands, die sie gerade noch auf der Bühne gesehen haben, später noch mal auf der Reeperbahn treffen.

Reeperbahnfestival: Vom 24. bis zum 26. September