Nagelsmann wird Fußball-Bundestrainer: Lösung mit Rettungserfahrung

Julian Nagelsmann wird Trainer der deutschen Männernationalmannschaft. Er soll das zuletzt so fragile Team durch die Heim-EM 2024 führen.

Julian Nagelmann macht eine Faust.

Julian Nagelsmann soll den Retter des deutschen Fußballs geben Foto: Heiko Becker/picture alliance

Julian Nagelsmann macht es also. Der Trainer, der im März seinen Trainerposten beim FC Bayern München verloren hatte, soll die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer übernehmen. Als die Bild-Zeitung und das Fachmagazin kicker am Dienstagmittag die Einigung mit dem 36 Jahre jungen Fußballlehrer vor der offiziellen Bestätigung durch den Deutschen Fußball-Bund vermeldet hat, ging ein Stoßseufzer durch das deutschen Sportinternet.

Es hat sich also tatsächlich jemand gefunden, der das fragile Gebilde Nationalmannschaft, das bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften nicht über die Vorrunde hinausgekommen ist, übernehmen möchte. Nagelsmann soll als Nachfolger des jüngst entlassenen Hansi Flick die DFB-Auswahl in die Heim-EM 2024 führen. Für den schnellen Erfolg hat man ihn verpflichtet.

Wie schnell er eine Mannschaft, die tief in der Krise steckt, vollkommen ummodeln kann, hat Nagelsmann bei seiner ersten Station als Trainer in der Männerbundesliga schon einmal unter Beweis gestellt. Im Februar 2013 löst er Huub Stevens als Cheftrainer der TSG Hoffenheim ab.

Da stand der Klub auf dem vorletzten Tabellenplatz. Selten hat ein neuer Trainer eine Mannschaft taktisch so schnell umgekrempelt wie Nagelsmann. Der Klassenerhalt wurde souverän gesichert. Nagelsmann hatte den Einstieg in eine große Trainerkarriere gefunden. Dass er eine solche anstrebt, war dem jungen Neueinsteiger, der seine Fußballlehrerausbildung noch nicht abgeschlossen hatte, als er seinen Job in Hoffenheim antrat, von Beginn an anzusehen. Eine gewisse Arroganz wurde ihm deshalb bisweilen attestiert.

Beachtliche Erfolge

Doch die Erfolge sprachen für ihn. Er führte Hoffenheim in die Champions League, wechselte dann nach Leipzig und stand mit den sogenannten Rasenballsportlern in der Saison 2019/20 gar im Halbfinale der Champions League. Nachdem sich der FC Bayern und Hansi Flick, der das Team im Jahr zuvor noch zum Triple aus Meisterschaft, Pokalwettbewerb und Champions League geführt hatte, auseinandergelebt hatten, wurde Nagelsmann vom Rekordmeister verpflichtet, mit dem er – wenig überraschend – 2022 gleich Meister wurde.

Mindestens 15 Millionen Euro Ablöse hat Leipzig dafür kassiert. Angeblich ist der Deal nur deshalb ­zustande gekommen, weil, Nagelsmann bei ­seinem Gehalt Abstriche gemacht hat, sodass sich die Bayern auf die Rekord­ablösesumme für einen Trainer eingelassen haben. Auch für das Engagement beim DFB nimmt Nagelsmann finanzielle Einbußen in Kauf.

Der Trainer, der bei den Bayern einen Vertrage bis 2025 unterschrieben hatte, ist freigestellt und hätte wohl an die 20 Millionen Euro einstreichen können, ohne auch nur einen Finger zu rühren. Beim DFB wird er bis zur EM nicht mehr als 4 Millionen Euro verdienen, rechnet die Bild-Zeitung vor.

Bei allzu vielen Spielen wird er bis zum Ende der Vertragslaufzeit nicht an der Linie stehen. In diesem Jahr sind es noch drei oder vier Partien, die der DFB bestreiten wird. Dafür geht es um die halbe Welt. Im Oktober geht es nach Amerika zu Spielen gegen Mexiko und die USA. Das Länderspieljahr endet dann am 18. November mit dem Spiel gegen Österreich.

In kommenden Jahr werden dann noch vier bis fünf Testspiele bis zum Beginn der EM ausgetragen. Da haben die Deutschen ihr erstes Spiel am 14. Juni. Die Gruppenphase endet dann für die Gastgeber am 23. Juni. Nagelsmanns Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das nicht sein letztes Spiel wird. Leicht wird das gewiss nicht.

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