Staatsanwaltschaft durchsucht VW

Beamte ermitteln zu möglicherweise überhöhten Gehältern für Betriebsräte. Es geht um den Verdacht der Begünstigung

Bei VW in Wolfsburg hat es eine Durchsuchung wegen des Vorwurfs überhöhter Betriebsratsgehälter gegeben. „Hintergrund sind Gehaltszahlungen an Betriebsratsmitglieder unter Verstoß gegen das Begünstigungsverbot des Betriebsverfassungsgesetzes“, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig der dpa. In diesem Zusammenhang habe es am Dienstag mehrere Durchsuchungen gegeben. Zuvor hatte die Wolfsburger Allgemeine darüber berichtet.

Nach Angaben aus Konzernkreisen wurden bei VW mehrere Büros durchsucht und dabei Unterlagen und Daten sichergestellt. Der Einsatz habe mehrere Stunden gedauert. Daneben wurden laut Staatsanwaltschaft auch vier Privatwohnungen durchsucht, „die nichts mit VW zu tun haben“. Dabei habe es sich „teilweise auch um Durchsuchungen bei Unverdächtigen gehandelt“.

Hintergrund ist das seit Jahren laufende Verfahren wegen des Verdachts überhöhter Betriebsratsgehälter bei Volkswagen. Der Strafsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) hatte Anfang dieses Jahres Freisprüche für vier frühere VW-Personalmanager gekippt, denen die Staatsanwaltschaft Untreue vorwirft, weil sie Betriebsräten zu hohe Gehälter bewilligt haben sollen. Jetzt muss das Verfahren vor dem Landgericht Braunschweig, das die vier zunächst freigesprochen hatte, neu aufgerollt werden.

VW bestätigte eine Durchsuchung von Büroräumen im Volkswagen-Werk Wolfsburg durch die Staatsanwaltschaft Braunschweig. „Der Volkswagen-Konzern kooperiert vollumfänglich mit den Ermittlungsbehörden“, sagte ein VW-Sprecher.

VW hat nach dem BGH-Urteil mehreren Dutzend Betriebsräten die Gehälter gekürzt. Zahlreiche Betroffene klagten dagegen vor dem Arbeitsgericht. Fast alle bekommen dort bisher recht. Von 17 Entscheidungen seien 16 zugunsten der klagenden Betriebsräte ausgegangen, erklärte ein Betriebsratssprecher am Mittwoch. „Lediglich ein Fall ging bisher verloren.“

Der VW-Betriebsrat kritisiert diese widersprüchliche Rechtsprechung: „Arbeitsrechtlich ist etwas geboten, was gleichzeitig strafrechtlich im Risiko stehen kann“, sagte der Sprecher der Arbeitnehmervertretung. „Der Gesetzgeber muss diesen Zustand mit einer Klarstellung beenden.“ Urteile gebe es bisher von den Arbeitsgerichten in Braunschweig, Hannover, Emden und Kassel. Das nächste stehe im Oktober in Braunschweig an. (dpa)