Wichtiger denn je

Die Pressefreiheit braucht unser aller Unterstützung. Konny Gellenbeck blickt zurück auf 15 Jahre taz Panter Stiftung und verbindet ihren Abschied mit einer Bitte

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

wir sind jetzt schon seit 15 Jahren engagiert für Engagierte. Als wir 2008 die Stiftung gegründet haben, tobte die Finanzkrise, und eine Stiftung zur „Wahrung der Pressefreiheit“ fanden viele überflüssig. Aber in kürzester Zeit trugen Ge­nos­s*in­nen und Le­se­r*in­nen 1,5 Millionen Euro zusammen. Eine gute Entscheidung, wie wir heute wissen.

Denn die Pressefreiheit ist heute weltweit bedroht: Das fängt mit der Fake-News-Kampagne von Ex-Präsident Donald Trump an und findet seine Fortsetzung in Russland, wo Präsident Putin per Gesetz verordnet, dass auch ausländische Korrespondenten seinen Angriffskrieg nur als „Spezialoperation“ bezeichnen dürfen.

Wie viele Jour­na­lis­t*in­nen in ihrem eigenen Land verfolgt, manche sogar gefoltert werden, hätten wir uns 2008 nicht vorstellen können, als wir das Stiftungsstipendium „Refugium“ aus der Taufe gehoben haben. Aber auch hier, mitten in unserer vermeintlich so stabilen Demokratie, rufen neuerdings viele „Lügenpresse“. Im Bundestag führt eine Partei die Opposition an, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk am liebsten abschaffen würde.

Es gibt auch gute Nachrichten: In den letzten 15 Jahren konnten wir fast 200 Projekte mit rund 4.000 Jour­na­lis­t*in­nen im In- und Ausland auf den Weg bringen. Die Generation Z interessiert sich auf ihre Art für mediale Teilhabe. Auf TicToc und Instagram werden News und Meinung auf andere Weise geteilt, als wir Älteren es aus Zeitungen kennen. Nun tun wir uns zusammen und finden eine gemeinsame Ansprache im Kampf für unseren Planeten. Das alles macht mir Hoffnung.

Für mich persönlich ist die Reise mit der taz bald zu Ende. Nach 37 Jahren ziehe ich mich aus dem operativen Geschäft zurück. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben in den letzten Jahrzehnten meine Arbeit für die Genossenschaft und die taz Panter Stiftung immer wieder unterstützt. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen dafür ganz herzlich bedanken. In keinem der vergangenen Jahre war das selbstverständlich.

Pressefreiheit ist ein hohes Gut und die Basis jeder Demokratie. Deshalb verbinde ich meinen Dank noch einmal mit einer großen Bitte: Die Arbeit der taz Panter Stiftung muss weitergehen. Anlässlich der Europawahlen im nächsten Jahr planen wir zum Beispiel Projekte zu Klima und Migration. Neue Refugium-Stipendien werden nötig sein. Und wer weiß schon, wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauert?

Bleiben Sie engagiert für Engagierte! Mein wichtigster Satz in den letzten Jahrzehnten war immer: Gemeinsam sind wir stark und jeder Euro zählt. Denn niemand kann in die Zukunft schauen. Aber wir können sie trotzdem gestalten.

Ohne Meinungsfreiheit keine Demokratie

Die Stiftung wurde 2008 gegründet, um Projekte zu ermöglichen, die den kritischen Journalismus genauso fördern wie das zivilgesellschaftliche Engagement. Weil beides zusammengehört.

Engagiert für Engagierte

Mehr als 6.500 Spender:innen haben in den letzten 15 Jahren mit etwa 6 Millionen Euro über 180 Projekte finanziert. Damit konnten wir über 4.000 Jour­nalist*innen im In- und Ausland schulen und vernetzen:

Dialog trotz Krieg

Die Osteuropa-Workshops finden mit Journalist*innen aus der Ukraine und Russland statt. Wir finanzieren in Teilen auch unabhängige osteuropäische Medien.

Ausbildung und Fortbildung

In diesem Jahr vergeben wir drei taz Volontariate. In unseren Nachwuchs-Workshops können sich junge Leute journalistisch ausprobieren.

Internationale Workshops

Aktuell liegt unser Schwerpunkt auf Projekten in Afrika und Osteuropa.

Refugium

Wir bieten ein sechsmonatiges Auszeitprogramm für verfolgte Journalist*innen weltweit.

Panter Preis

Einmal im Jahr vergeben wir zwei taz Panter Preise für Menschen und Organisationen, die sich dem Thema Klimawandel widmen.

Spenden Sie jetzt!

Für alle unsere Projekte benötigen wir Spenden. Wir freuen uns über jeden Betrag.

www.taz.de/Spenden

Mit herzlichen Grüßen Konny Gellenbeck

Vorstand taz Panter Stiftung