Agrokraftstoff E10 gefloppt

VERKEHR Die gefürchteten Motorschäden blieben aus. Trotzdem beträgt der Anteil des umstrittenen Kraftstoffes E10 am bundesweiten Benzinverbrauch gerade mal 13 Prozent

„Die Pflanzen müssen nachhaltig angebaut werden“

GERD LOTTSIEPEN, VCD

VON RICHARD ROTHER

BERLIN taz | Ein Jahr nach seiner Einführung hat sich der Agrokraftstoff E10 als Flop herausgestellt. Gerade mal 13 Prozent des gesamten Benzinverbrauchs macht der Kraftstoff aus, dem bis zu 10 Prozent Alkohol auf Pflanzenbasis beigemischt werden. Herkömmlichem Superbenzin werden bis zu 5 Prozent Bioethanol zugesetzt. Obwohl E10 billiger ist normales Superbenzin, meiden ihn die Autofahrer – vor allem aus Angst um ihre Motoren. Nicht alle Fahrzeuge vertragen E10. Dem Autofahrerverband ADAC ist allerdings nach eigenen Angaben bislang kein einziger Fall gemeldet worden, bei dem E10 zu einem Schaden am Fahrzeug geführt hat.

Die Beimischung von Agrarkraftstoff sollte zum Klimaschutz beitragen und die Abhängigkeit Deutschlands von Erdölimporten verringern. Allerdings ist der Pflanzentreibstoff in die Kritik geraten, weil seine Erzeugung zum Abholzen von Regenwäldern oder zur Verknappung von Anbauflächen für Nahrungsmittel führen kann. Vor allem im nichteuropäischen Ausland ist die Zertifizierung und Überwachung des Anbaus von Energiepflanzen schwierig. Zudem wird Zuckerrohr, eine Grundlage für Bioethanol, in Brasilien zum Teil von Menschen geerntet, die unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten. In Europa werden für die Herstellung von Bioethanol Getreide oder Zuckerrohr verwendet.

„Viele Menschen machen sich Gedanken, ob sie mit E10 nicht der Artenvielfalt schaden oder den Hunger in Ländern der Dritten Welt fördern“, sagt ADAC-Präsident Peter Meyer. Damit E10 einen Beitrag zur Senkung des Ausstoßes des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) leisten könne, müsse das Vertrauen der Verbraucher hergestellt werden. Der Verband betonte, Biokraftstoffe grundsätzlich zu befürworten. Meyer forderte aber Politik und Hersteller auf, eine nachhaltige Produktion sicherzustellen. Außerdem müsse den Verbrauchern glaubhaft vermittelt werden, dass und wie die Kontrolle wirksam ausgeübt werde.

Auch der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschlands (VCD) sieht E10 kritisch. Agrarkraftstoffe könnten bis zu einem bestimmten Grad eingesetzt werden, sagt VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen. Im Moment werde in Deutschland so wenig verkauft, dass die Rohstoffe hauptsächlich aus Europa stammten. „Man muss sicherstellen, dass die Pflanzen zur Herstellung von Agrosprit nachhaltig angebaut werden.“ Hauptproblem dabei sei die Kontrolle.